Blick auf den financial district von Shanghai, China
AFP/JOHANNES EISELE
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Treibhausgase

25 Städte sind besonders klimaschädlich

Städte bedecken nur etwa zwei Prozent der Erdoberfläche, aber mehr als die Hälfte aller Menschen leben heute dort. Und sie verursachen knapp drei Viertel aller Treibhausgase. Laut einer neuen Studie sind allein 25 Megacitys für die Hälfte aller städtischen Emissionen verantwortlich.

Fast 9,2 Mio. Menschen leben in Handan. Die chinesische Stadt nimmt auf der Rangliste der klimaschädlichsten Megacitys der Welt den unrühmlichen ersten Platz ein. Sie verursacht im Jahr etwa 200 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente (Daten aus 2010), zum Vergleich: Das Land Österreich war im Jahr 2019 für knapp 80 Mio. Tonnen verantwortlich (Quelle: Umweltbundesamt).

Auf Rang zwei folgt Shanghai mit gut 187 Mio. Tonnen und auch auf den weiteren Plätzen folgen chinesische und andere asiatische Großstädte. Das berichtet ein Team um Ting Wie von der chinesischen Sun Yat-sen Universität in einer soeben im Fachmagazin „Frontiers in Sustainable Cities“ erschienenen Studie. Dafür wurden die jährlichen Emissionen von 167 Städten aus 53 Ländern weltweit verglichen (Daten: 2008-2016). Die Auswertung ergab, dass nur 25 Städte für 52 Prozent aller urbanen Treibhausgase verantwortlich sind.

Ausgelagerte Emissionen

Nur eine einzige Stadt außerhalb Asiens ist bei den Emissionen ebenfalls für einen dreistelligen Millionenbetrag verantwortlich: Moskau. Die mit mehr als zwölf Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern größte Stadt Europas liegt mit gut 112 CO2-Äquivalenten auf Rang sieben. Die US-Großstadt New York verursacht etwa 50 Mio. Tonnen (Daten aus 2014), andere europäische Städte wie etwa Frankfurt, Stuttgart oder Turin sind für 20 bis 40 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente verantwortlich. In Europa, vor allem in Skandinavien, liegen auch die in diesem Vergleich klimafreundlichsten Städte: unter anderem Oslo, Stockholm und Kopenhagen.

Wenn man allerdings den Pro-Kopf-Ausstoß der Treibhausgase in Betracht zieht, würden viele Städte in den USA, in Australien und Europa viel weiter vorne liegen im Ranking, schreiben die Forscher. Es sei auch wichtig zu betonen, dass man viele Emissionen in den asiatischen Megacitys eigentlich als aus anderen Weltgegenden ausgelagert zählen müsste. Sehr viel internationale Konzerne lassen dort ihre Waren günstig fertigen.

Energie und Verkehr

Die Studienautoren haben auch untersucht, wer die Hauptverursacher der Emissionen in den Städten sind. Der größte Teil entsteht überall im Energiesektor, also bei der Stromversorgung und der Heizung von Wohnhäusern, Geschäftsgebäuden und industriellen Anlagen. Besonders hoch ist der Anteil wieder in den großen asiatischen Industriestädten, aber auch in Nordamerika und Europa liegt er zwischen 60 und 80 Prozent.

Ebenfalls zu den Hauptverursachern zählt das Transportsystem, besonders der Straßenverkehr. Das gelte vor allem in reicheren Weltgegenden, wo viele Menschen ein Auto besitzen. In vielen Städten ist der Straßenverkehr für 30 Prozent der Emissionen verantwortlich. Öffentlicher Verkehr spielt eine deutlich geringere Rolle.

113 der 167 Städten haben sich schon vor einigen Jahren zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, 40 wollen sogar CO2-neutral werden. Auf Basis der verfügbaren Daten hat das chinesische Team nun auch analysiert, ob sie diesen Zielen schon etwas nähergekommen sind. Tatsächlich seien die Emissionen in 30 Städten von 2012 bis 2016 deutlich gesunken, besonders erfolgreich bei der Pro-Kopf-Reduktion waren Oslo, Houston, Seattle und Bogota. In manchen Städten wurde der Ausstoß aber auch mehr, dazu zählen etwa Rio de Janeiro und Johannesburg.