Weizenfeld
APA/HERBERT NEUBAUER
APA/HERBERT NEUBAUER
Landwirtschaft

Wie Böden trotz Hitze ertragreich bleiben

Nicht nur Hochwasser, sondern auch Hitze wird in der Landwirtschaft zunehmend zum Problem. Auch dieses Jahr sind wieder Ausfälle bei der Getreideernte zu erwarten. Viele Landwirtinnen und Landwirte reagieren auf die Klimaerwärmung. Begrünung und schonende Bearbeitung sollen die Böden klimafit machen.

Rund fünfeinhalb Tonnen Ertrag pro Hektar kann man im Durchschnitt mit Winterweizen erzielen. In einem feuchten Jahr können es bis zu acht Tonnen, in einem trockenen hingegen nur zwei Tonnen sein, erklärt Gernot Bodner vom Department für Nutzpflanzenwissenschaften der Universität für Bodenkultur Wien. „Die Schwankungsbreite, die durch Trockenheit und Hitze in den Erträgen zustande kommt, ist sehr groß und bringt viele Betriebe an die Grenze der Wirtschaftlichkeit.“

Stressresistente Ackerpflanzen

Die Anzahl der Hitzetage nimmt zu und damit werden auch Ernteausfälle häufiger, besonders bei Weizen, Österreichs wichtigster Kulturpflanze. Er leidet stark unter Hitze, wohingegen bei Mais und Zuckerrüben vor allem ausbleibender Niederschlag für Ernteausfälle verantwortlich ist. Landwirtinnen und Landwirte würden vermehrt stressresistente Sorten einsetzen, erklärt der Forscher. „Sprich Winterweizen, der beispielsweise in der Türkei, also unter trockeneren Bedingungen, gezüchtet und getestet wurde.“ Um Hitze und Trockenheit zu überstehen, brauchen Pflanzen ein tiefes Wurzelsystem und Blätter, die temporäre Trockenphasen überstehen und nicht sofort verwelken.

Bestimmte Pflanzenarten können auch besser mit Hitze und Trockenheit umgehen. Hirse beispielsweise bringt in heißen und trockenen Jahren mehr Ertrag als Mais, sagt Bodner. „Die Fruchtfolgen sind aber relativ stark vom Markt vorgegeben. Das heißt, die Freiheitsgrade, ganz andere Kulturpflanzen anzubauen, sind nur bedingt gegeben.“

Humusreicher Boden

Eine andere Maßnahme, um Ertragsschwankungen abzufedern, seien klimafitte Böden. Solche können mehr Wasser speichern und ermöglichen es den Pflanzen tiefere Wurzeln auszubilden. Klimafit wird ein Boden vor allem durch Humusaufbau. „Der Aufbau von Humus über Zufuhr von organischem Material erhöht die Wasserspeicherfähigkeit, aber auch die Wasseraufnahmefähigkeit, gerade bei Starkregenereignissen.“ Zudem seien Humus und das Bodenleben maßgeblich für einen gut gekrümelten, gartenartigen Ackerboden verantwortlich, in dem Pflanzen ein tiefes Wurzelsystem ausbilden können, sagt der Landwirtschaftsexperte.

Um Humus aufzubauen, muss der Acker begrünt sein. Nach der Ernte wird eine Zwischenfrucht angepflanzt; Kleegras oder Lupinen beispielsweise. Je vielfältiger, desto besser für den Boden. Diese Pflanzen dienen als Nahrung für Pilze und Bakterien; und diese Mikrobiologie des Bodens ist wiederum die wichtigste Quelle für einen stabilen Humus, erklärt Gernot Bodner. Anschließend darf der Boden nur schonend bearbeitet werden, um das aufkeimende Bodenleben nicht wieder zu zerstören. „Der Boden soll bedeckt bleiben mit organischem Material, um die Verdunstung und die Aufheizung bei Hitze zu verringern. Und der Boden soll auch möglichst wenig gestört sein, um natürlich eine optimale Struktur aufzubauen.“

Auf einem klimafitten Boden können Nutzpflanzen Hitze- und Trockenperioden besser überstehen. Weshalb Landwirtinnen und Landwirte verstärkt damit beginnen Humus auf ihren Äckern aufzubauen, etwa im Rahmen von Initiativen wie Boden.Leben oder der HUMUS Bewegung.