Eine Ärztin zieht eine Spritze mit einem Coronavirus-Impfstoff auf
AP – Shakh Aivazov
AP – Shakh Aivazov
Impfdurchbruch

Krank trotz vollständiger Impfung

„Impfdurchbruch“ klingt irgendwie positiv, ist es aber nicht. Gemeint ist damit eine CoV-Erkrankung trotz vollständiger Impfung. Das Risiko dafür ist äußerst gering. Je mehr Menschen aber geimpft sind, desto mehr Fälle gibt es auch in dieser Gruppe. Ein Überblick.

Die aktuellsten Zahlen für Österreich liefert das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG). Bis 9. Juli waren hierzulande demnach 314 Fälle von Impfdurchbrüchen bekannt. Die Betroffenen waren also trotz vollständiger Impfung SARS-CoV-2 positiv und hatten Symptome wie Fieber, Husten und Geschmacksverlust. 16 dieser Personen sind laut BASG gestorben.

Zum Vergleich: Am gleichen Tag (9. Juli) waren in Österreich 3,7 Millionen Menschen vollständig geimpft, mittlerweile sind es über 4,5 Millionen. Insgesamt ist das Risiko, das von Impfungen ausgeht, also im Vergleich zu den Folgen von Covid-19 minimal. 99,5 Prozent aller Covid-Toten in den USA etwa waren ungeimpft, berichtete vor Kurzem Vivek Murthy, der Leiter des US-Gesundheitsdiensts. Fast jeder Todesfall sei deshalb eine „vermeidbare Tragödie“.

Phänomen seit Zulassungsstudien bekannt

Dennoch erkranken mit den steigenden Impfraten in absoluten Zahlen auch zunehmend Geimpfte. Dass es Impfdurchbrüche gibt, ist seit den klinischen Studien bekannt, die zur Zulassung der Vakzine geführt hatten. Dem Pfizer-BioNTech-Impfstoff etwa war im Dezember 2020 eine Wirksamkeit von 95 Prozent gegen die ursprüngliche Virusvariante beschieden worden.

Das bedeutet nicht, dass sich fünf von 100 geimpften Personen infizieren, sondern dass die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Virus anzustecken, bei den Geimpften 95 Prozent geringer ist als bei Ungeimpften. Es kommt also in jedem Fall auch unter den Geimpften zu einer gewissen Zahl von Infektionen.

Ursachen: Von Vorerkrankungen bis Delta-Variante

Die Ursachen dafür sind vielfältig. Oft liegt die fehlende Schutzwirkung an Vorerkrankungen oder einem höheren Alter. Auch die mittlerweile in vielen Ländern dominante Delta-Variante des Coronavirus mindert den Impfeffekt. Wie stark, ist noch nicht ganz klar. Die Regierung von „Impfweltmeister“ Israel berichtete vor Kurzem, dass sich der Infektionsschutz der Pfizer-BioNTech-Impfung durch Delta von ursprünglich 95 Prozent auf 64 Prozent verringerte. Aber: Der Wirkungsgrad der Verhinderung schwerer Krankheitsverläufe liege noch immer sehr hoch – bei 93 Prozent.

Aus Israel stammen auch erste Antworten auf die Frage, welche Personengruppen am ehesten zu Impfdurchbrüchen neigen. Bei einer Studie mit 152 Patientinnen und Patienten waren nur sechs vor der Covid-19-Erkrankung gesund, alle anderen hatten Vorerkrankungen. Am weitesten verbreitet waren Bluthochdruck, Diabetes, chronisches Nierenversagen, Herz- und Lungenleiden. Zudem hatten 40 Prozent der geimpften Covid-19-Erkrankten ein geschwächtes Immunsystem, etwa wegen einer Chemotherapie oder Organtransplantation.

Wirkung lässt nach einigen Monaten nach

Die Impfdurchbrüche hängen aber nicht nur mit den Mutationen des Virus und den Vorerkrankungen der Betroffenen zusammen. Sie können sich auch schlicht dadurch häufen, dass die Wirkung der Impfung nach einigen Monaten nachlässt. Die Anzeichen dafür mehren sich. Laut neuesten Daten aus Israel ist der Wirkungsgrad von Pfizer-BioNTech von ursprünglich 95 Prozent auf 84 Prozent nach sechs Monaten gesunken. Bestimmte Risikogruppen erhalten deshalb dort bereits Auffrischungsimpfungen.