Grüne Meeresschildkröte unter Wasser
Emily Duncan
Emily Duncan
Umwelt

Plastikmüll als Falle für junge Meeresschildkröten

Plastikmüll in den Ozeanen ist gerade für Meeresschildkröten eine Gefahr: Bereits junge und gerade erst geschlüpfte Tiere schlucken laut einer neuen Studie große Mengen Plastik – Ursache dafür ist ein mit der Evolution erworbenes Verhalten.

Denn junge Schildkröten schwimmen nach dem Schlüpfen am Strand mit Meeresströmungen aufs offene Meer und verbringen dort ihre ersten Jahre. Diese Strömungen transportieren immer mehr Plastikmüll. Und weil der Abfall meist an der Wasseroberfläche treibt, wo die Schildkröten bevorzugt Nahrung suchen, verzehren ihn die Allesfresser.

Betrifft alle untersuchten Arten

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass dieses entwickelte Verhalten sie nun in eine Falle führt und sie in stark verschmutzte Gebiete bringt“, sagt Studienleiterin Emily Duncan von der Universität Exeter. „Wir wissen noch nicht, welche Auswirkungen es auf junge Schildkröten hat, dass sie Plastik aufnehmen, aber Verluste in diesem frühen Lebensstadium könnten erhebliche Auswirkungen auf die Populationszahlen haben.“

Die Forscherinnen und Forscher aus Großbritannien und Australien untersuchten insgesamt 121 Schildkröten von fünf verschiedenen Arten, die vor der australischen Küste im Pazifik oder Indischen Ozean angeschwemmt wurden oder Fischern ins Netz gingen, wie sie in der Fachzeitschrift „Frontiers in Marine Science“ berichten. Die jugendlichen Tiere waren bis zu 50 Zentimeter groß, einige waren erst vor Kurzem geschlüpft. Exemplare aller Arten hatten Plastik verschluckt. Bei ganz jungen Tieren waren die Reste oft fünf bis zehn Millimeter groß, ältere Schildkröten enthielten auch größere Teile.

In Schildkröten gefundener Plastikmüll
University of Exeter
In Schildkröten gefundener Plastikmüll

Wunden und Verstopfung

Plastik bedroht Meeresbewohner auf verschiedene Weisen: Verschluckt kann es zu Wunden, Verstopfung oder auch zu einer Durchbohrung des Magen-Darm-Trakts führen. Mittlerweile macht Plastik rund vier Fünftel des Mülls in den Weltmeeren aus.

Einige Unterschiede gab es aber. „Plastik in den pazifischen Schildkröten bestand hauptsächlich aus harten Bruchstücken, die aus einer Vielzahl von Produkten stammen könnten, die vom Menschen verwendet wurden, während Kunststoffe im Indischen Ozean hauptsächlich Fasern waren – möglicherweise aus Angelschnüren oder -netzen“, sagt Autorin Duncan.

Zudem war der Anteil der Plastik enthaltenden Tiere im Pazifik höher als im Indischen Ozean. Die größte Menge fanden die Forscher allerdings in einer Grünen Meeresschildkröte aus dem Indischen Ozean: Sie hatte 343 Stücke Plastik geschluckt.