Weltkarte der Belastung von Küstenregionen mit Stickstoff
Tuholske et al., 2021, PLOS ONE
Tuholske et al., 2021, PLOS ONE
Schadstoffe

Wie belastet die Küstengewässer sind

Über Abwässer gelangen Stickstoff und andere schädliche Stoffe ins Meer. Forscherinnen und Forscher haben nun die Belastung von Küstengewässern weltweit berechnet und in eine Karte eingetragen. Über Flüsse in Österreich gelangen vergleichsweise wenige Schadstoffe ins Meer.

„Abwässer beinhalten oft Krankheitserreger und Stickstoffe. Das ist sowohl für die Gesundheit der Menschen als auch das ökologische Gleichgewicht ein Risiko,“ so beschreiben die Wissenschaftler rund um den kanadischen Geografen Cascade Tuholske die Motivation zu ihrer neuen Studie. Darin haben sie eine Weltkarte erstellt, die zeigt, welche Gebiete wie viel Abwasser ins Ökosystem pumpen.

China als größter Produzent

Nach der im Fachblatt „PLOS“ erschienenen Studie sind China und Indien die größten Umweltsünder. Allein über den chinesischen Fluss Jangtsekiang (Jangtse) gelangen etwa elf Prozent des weltweiten Stickstoffs aus Abwässern ins Meer. Das sind 682.000 von 6,2 Millionen Tonnen der für die Umwelt besonders problematischen Substanz.

Insgesamt untersuchten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen über 130.000 Gewässer weltweit auf ihre Abwässer. Europa schnitt dabei vergleichsweise gut ab. Die Spitzenreiter des Kontinents – Deutschland und Italien – stoßen etwa nur weniger als ein Zehntel der Stickstoffemissionen von China aus. In Österreich sah man sich etwa die Donau und andere kleinere Flüsse genau an und fand heraus, dass hierzulande rund 13.000 Tonnen Stickstoffabfälle pro Jahr ins Ökosystem gepumpt werden – vergleichsweise wenig.

Weltkarte der Belastung von Küstenregionen mit Stickstoff
Tuholske et al., 2021, PLOS ONE
Weltkarte der Stickstoff-Belastungen (A) mit Detailaufnahmen der Küstenregionen im Mündungsgebiet von Ganges (B), Donau (C) und Jangtsekiang (D)

Kästchen für Kästchen

Für ihre Untersuchungen zogen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen Daten aus bereits veröffentlichten Studien und der UNO heran. Über Bevölkerungszahlen und Essgewohnheiten berechneten sie einen Durchschnittswert an Schadstoffen, den die Bewohner eines Landes ins Abwasser abgeben. Diesen Wert legten sie dann über ein Raster auf ein-Quadratkilometer-große Rechtecke über die Erde verteilt und erfassten darin alle Flüsse. Schlussendlich konnten die Forscher und Forscherinnen so auf einen Kilometer genau bestimmen, wie viel Abwasser eine Region erzeugt.

Die Studienautoren untersuchten auch, was mit den Abwässern genau passiert, ehe sie in die Flüsse und weiter in die Meere gelangen. Im Gegensatz zu Indien oder auch vielen afrikanischen Ländern, habe der Spitzenreiter China nämlich doch einen Vorteil: Zumindest mehr als die Hälfte des Abwassers aus chinesischen Haushalten wird durch Kläranlagen aufbereitet. In Äthiopien oder Nigeria beispielsweise wird verschmutztes Abwasser fast immer ohne Umwege in die Flüsse geleitet.

Gefahr für Ozeane

Das sei, so die Studienautoren, ein großes Problem für die Umwelt. Stickstoff sei zwar ein Stoff, den Meeres- und Flussbewohner in ihrer Lebensumgebung bräuchten, zu viel mache Gewässer aber unbewohnbar. Ohne ausreichend Kläranlagen und eine gute Wasseraufbereitung würde sich dieser Wert weiter erhöhen. Schlussendlich führen hohe Mengen an Abwasser in den Ozeanen zu einem Rückgang von Fischfang, einem generellen Artensterben und auch gesundheitlichen Problemen bei Mensch und Tier.