Fuß eines zu früh geborenem Babys
APA/dpa/Holger Hollemann
APA/dpa/Holger Hollemann
Pädiatrie

Wie Musiktherapie Frühgeborenen helfen kann

Eine Frühgeburt bedeutet großen Stress für das Baby. Musiktherapie kann dagegen helfen: Wie eine neue Studie mit sechs Frühchen zeigt, versetzen sie entspannende Gitarren- oder Harfenmelodien in einen wohltuenden Tiefschlaf – wodurch sie sich besser entwickeln.

Im Bauch haben die Babys noch die beruhigende Stimme der Mutter gehört, nach einer Frühgeburt landen sie auf der Intensivstation, wo die Überwachungsgeräte laut piepsen und die Umgebung steril und fremdartig ist. Dazu kommt, dass der viel zu kleine, unterentwickelte Körper mit dem Überleben ringt. Bekommen die Babys eine musiktherapeutische Behandlung, zeigen sich im Gehirn verlängerte Tiefschlafphasen. Das ist das Ergebnis der Studie, die die Kinderkrankenschwester und Musiktherapeutin Anna Carina Kriechbaum vom Kepler Universitätsklinikum in Linz im Rahmen ihrer Masterarbeit an der IMC Fachhochschule Krems durchgeführt hat.

Entspannung fördert Entwicklung

Je mehr Tiefschlafphasen die Kinder haben, desto besser kann sich das Gehirn entwickeln und in Folge dessen können sich die Kinder auch ganzheitlich besser entwickeln. „Was logisch ist: Wenn man unter Stress steht, kann man sich nicht so gut entwickeln, wie wenn man in richtige Entspannungsphasen kommt“, fasst Anna Kriechbaum zusammen.

Ö1 Sendungshinweis

Dem Thema widmet sich auch ein Beitrag in Wissen aktuell: 17.11., 13:55 Uhr.

Auch Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung profitieren von der Musiktherapie, das zeigt die noch nicht veröffentlichte Studie. Teilgenommen haben sechs Frühgeborene im Alter zwischen der 29. und der 34. Schwangerschaftswoche und deren Eltern. Aufgrund der geringen Probandenanzahl seien allerdings keine statistisch relevanten Aussagen möglich.

Kombination mit Känguruh-Kuscheln

Kombiniert hat Anna Kriechbaum die Musiktherapie mit dem sogenannten Känguruh-Kuscheln, bei dem Eltern ihre Babys auf die nackte Haut legen. Gemessen hat Anna Carina Kriechbaum zunächst die Veränderungen während des Kuschelns und erst danach das Kuscheln mit der Musiktherapie kombiniert. Die Musik hat sie für jedes Neugeborene genau abgestimmt.

„Ich stimme dann die Musik auf den Atemrhythmus der Eltern ab. Den Rhythmus der Mutter zum Beispiel haben die Kinder ja monatelang im Mutterleib mitbekommen, er beruhigt die Babys. Auf diesen Rhythmus stimme ich die Musik mit ganz sanften Klängen im Wiegenliedstil ab“, so Kriechbaum. Es sind langsame, entspannende Melodien etwa mit der Harfe oder der Gitarre. Daneben gibt es auch spezielle Instrumente für Frühgeborene, die intrauterine Geräusche nachahmen sollen, also Geräusche, die innerhalb der Gebärmutter zu hören sind. Etwa die Ocean Disk, ein Percussioninstrument, mit dem man den Blutfluss von der Mutter nachmachen kann.

Auch die Eltern hätten von der Musiktherapie profitiert, so Anna Carina Kriechbaum. Sie hätten sich teilweise erstmals entspannt nach den schwierigen ersten Tagen, auch die Eltern-Kind Bindung wurde laut Kriechbaum gestärkt. In Österreich kommen jährlich mehr als sieben Prozent aller Neugeborenen zu früh zu Welt, so der Österreichische Berufsverband der Musiktherapeutinnen. Im Jahr 2020 waren das 5.774 Kinder.