Ärztin mit Datenblatt im Krankenhaus
©ipopba – stock.adobe.com
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Krebserkrankungen

Grund für extremen Gewichtsverlust geklärt

Wer an Krebs erkrankt, nimmt oft auch lebensbedrohlich viel Gewicht ab. Ein Forschungsteam mit Beteiligung der Uni Graz hat nun herausgefunden: Nicht der Tumor gibt das Signal zum Fettabbau, sondern verschiedene Zelltypen kommunizieren aneinander vorbei.

Acht von zehn Krebspatientinnen und -patienten leiden an der lebensbedrohlichen Abmagerung, der sogenannten Kachexie. Ein Fünftel stirbt sogar daran. „Schuld ist eine fehlerhafte Kommunikation zwischen verschiedenen Zelltypen“, sagt Martina Schweiger vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz.

Schweiger forschte zusammen mit einem internationalen Forschungsteam an den Gründen für die Kachexie. Die Ergebnisse wurden nun im Fachmagazin PNAS veröffentlicht. Unter den verschiedenen Zelltypen, die fehlerhaft kommunizieren, sind auch Immunzellen, die versuchen, den Krebs zu bekämpfen. „Im Fall von Kachexie-Patientinnen und -Patienten sorgen sie aber dafür, dass der Körper zu viel Fett- beziehungsweise Muskelmasse verliert. Dadurch ist die Krebstherapie nicht mehr tragbar.“

„Krebs trickst Immunsystem aus“

Unerklärbarer, extremer Gewichtsverlust ist in vielen Fällen das erste Anzeichen für eine Krebserkrankung. „Schaut man dann auf die Entzündungswerte in Blut oder Geweben, ist klar: Der ganze Körper ist in Alarmbereitschaft. Denn Tumore von Kachexie-Patienten entsenden entzündliche Faktoren ins Blut, die die Immunzellen aktivieren“, heißt es in der Aussendung.

Die Fresszellen im Immunsystem erkennen die Bedrohung. Sie entsenden deshalb das Kommando zum Fettabbau, damit der Körper die darin gespeicherte Energie zur Abwehr nutzen kann. Die Fettmasse wird abgebaut, der Krebs aber nicht bekämpft, weil sich der Tumor geschickt vor den Fresszellen versteckt. „Die Anstrengungen verpuffen also im Nichts. Die Fress-, Fett- und Nervenzellen geben einander weiter das Kommando zum Abbau. Währenddessen wächst der Tumor ungestört. Der Körper wird immer schwächer, Therapien müssen schließlich abgebrochen werden“, so Schweiger.

Bisher war man davon ausgegangen, dass der Tumor das Signal für den Fettabbau gibt. Doch die Ergebnisse der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigten ganz andere Abläufe auf: „Nun ist klar, dass verschiedene Zelltypen aneinander vorbei kommunizieren, während der Krebs das Immunsystem austrickst“, so Schweiger. Das Ziel ihres Teams sei nun, einen Weg zu finden, wie dieser Teufelskreis verzögert oder sogar gestoppt werden kann.