Schmetterling in Malaysien
Tim Newbold, UCL
Tim Newbold, UCL
Insektensterben

Fatale Kombi aus Erderwärmung und Landwirtschaft

In Kombination haben Erderwärmung und intensive Landwirtschaft einen besonders zerstörerischen Effekt auf viele Insekten. Laut einer neuen Studie haben sich die Bestände in den am meisten betroffenen Regionen bereits halbiert – verglichen mit weitgehend natürlichen, kaum von Erwärmung betroffenen Lebensräumen.

Auch die Artenvielfalt sei um rund 30 Prozent geringer. Wo noch 75 Prozent der Fläche mit natürlichem Bewuchs bedeckt ist und es keine intensive Landwirtschaft gibt, sei die Zahl der Insekten hingegen lediglich etwa sieben Prozent niedriger als bei den Vergleichsflächen, die Zahl der Arten etwa fünf Prozent, berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Charlotte Outhwaite vom University College London in ihren nun im Fachmagazin „Nature“ erschienenen Studie. Dafür wurden Daten zu Temperaturänderungen und Veränderungen in der Landnutzung von 6.000 verschiedenen Orten weltweit breücksichtigt. Insgesamt wurde ein Zeitraum von 20 Jahren (1992-2012) erfasst. Kombiniert wurden die Datensätze mit denen zu Beständen von knapp 18.000 Insektenarten.

Insekten spielen Schlüsselrolle

Die Ergebnisse zeigten womöglich nur die Spitze des Eisbergs, so die Forscher: Für bestimmte Gebiete etwa in den stark betroffenen Tropen gebe es nur begrenzt Daten, die Entwicklung dort lasse sich daher nur schwer abschätzen. Zudem beeinflusse der Mensch die Populationen schon weit länger als 20 Jahre – Rückgänge davor seien in der Studie gar nicht erfasst. Dies gelte auch für Effekte weiterer Faktoren wie der Umweltverschmutzung.

Ihre Studie zeige einen statistischen, keinen ursächlichen Zusammenhang, betonen die Wissenschaftler. Zahlreiche andere Studien stützen die Annahmen aber. Mit fortgesetzter Erderwärmung werde das Risiko für die Artenvielfalt von Insekten durch Wechselwirkungen zwischen Landnutzung und Klimawandel noch viel stärker ausfallen, auch in den gemäßigten Zonen. Der Verlust von Insektenpopulationen schade dabei nicht nur natürlichen Lebensräumen, in denen Insekten oft eine Schlüsselrolle spielten, sondern auch der menschlichen Gesundheit und der Ernährungssicherheit, insbesondere durch den Verlust von Bestäubern.