Einige Exemplare der Retweet-Milben
Yuito Obae
Yuito Obae
Zoologie

Die erste „Retweet-Milbe“

Ein Forscher der Universität Graz hat bereits zum zweiten Mal eine neue Milbenart über den Nachrichtenkanal Twitter entdeckt – diesmal, nachdem ein Student eine Milbe an der Westküste Japans fotografiert hatte. Sie stellte sich als neue Art heraus und ist nun die erste „Retweet-Milbe“.

Manche Forschungsgeschichten rufen förmlich nach einer Fortsetzung: Vergangenes Jahr entdeckte der Grazer Zoologe Tobias Pfingstl auf Twitter eine neue Milbenart. Ein japanischer Kollege machte ihn damals auf das Bild des Tieres aufmerksam. „Mein Kollege in Japan ist ein sehr fleißiger Twitter-Nutzer und hat dort plötzlich ein Foto von einer Milbe an einer Küste entdeckt, an der wir zuvor noch nichts gefunden haben“, erzählt Pfingstl.

Auf die Twitter- folgt die Retweet-Milbe

Eine neue Milbenart, die „Twitter-Milbe“, war entdeckt. Ihre außergewöhnliche Entdeckungsgeschichte machte medial die Runde. Ein Student sah ein Foto der Milbe und postete ein eigenes Milben-Foto mit der Frage, ob das die berühmte „Twittermilbe“ sei.

Da es in der Gegend, in der der Student die Milbe fotografiert hatte, noch gar keine Funde gab, gingen die Forscher dem Hinweis nach. „Tatsächlich war diese Milbe dann nicht die ‚Twitter-Milbe‘, sondern wieder eine Neue“, erzählt Tobias Pfingstl. „Ameronothrus retweet“ war entdeckt. „Retweet“ nennt man das Teilen einer Meldung auf Twitter.

Auffällige „Retweet-Weibchen“

Um eine neue Art zu bestimmen, reichen Bilder alleine nicht aus. Die Milbe wurde in Japan eingefangen und an die Universität Graz geschickt. Nachdem Pfingstl sie bestimmt hatte, kam ein Präparat der Milbe in das National Science Museum in Tokio, wo es öffentlich zugänglich verwahrt wird.

„Eine Besonderheit der ‚Retweet-Milbe‘ ist, dass sie starke geschlechtsspezifische Unterschiede zeigt“, sagt der Biologe. Normalerweise würden sich Milbenweibchen nicht stark von den Männchen unterscheiden. Die weibliche „Retweet-Milbe“ hat jedoch kürzere Beinchen und eine stärker gefaltete Oberfläche als die männliche. „Man kann sie relativ schnell auch mit dem freien Auge auseinanderhalten.“

Klimatische Veränderungen

Die Verbreitung verschiedener Milbenarten an der Küste Japans sei stark vom Klima abhängig, erklärt Pfingstl. Manche Arten würden in wärmeren, andere nur in kälteren Regionen vorkommen. Mit der Klimaerwärmung verändere sich daher auch die Verbreitung der Milbenarten. Das Vorkommen bestimmter Milbenarten zu dokumentieren, hilft also auch dabei, Klimaveränderungen nachzuvollziehen.