Katze, Kater, Katzenminze
FurryFritz – stock.adobe.com
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Verhaltensforschung

Warum sich Katzen in Katzenminze wälzen

Katzenminze wirkt auf Katzen nicht nur berauschend – die Pflanze hat auch Inhaltsstoffe, die Insekten vertreiben. Indem sich Katzen wie wild an den Blättern reiben, sie zerkauen und sich darin wälzen, verstärken sie die Schutzwirkung um ein Vielfaches, wie eine Studie aus Japan zeigt.

Katzenminze zieht Katzen wie magisch an. Stellt man den Tieren einen Topf mit der Pflanze hin, machen sich die Vierbeiner sofort mit entrücktem Blick und nahezu aggressiv darüber her. „Schon im beliebten Musical ‚Cats‘ sieht man Szenen, in denen eine Katze eine andere mit Katzenminzenpulver berauscht“, erzählt der Verhaltensbiologe Masao Miyazaki von der Iwate Universität.

Dass die Pflanze neben der drogenähnlichen auch eine ganz praktische Wirkung hat, zeigten bereits frühere Studien: Denn Katzenminze beinhaltet – genauso wie der im asiatischen Raum weitverbreitete Silberwein – Substanzen, die die Asiatische Tigermoskito vertreiben.

Zehnfache Menge Iridoide wird freigesetzt

Für die intensive Wirkung der Pflanzen auf Katzen sind sekundäre Pflanzenstoffe verantwortlich: bei Katzenminze Nepetalacton, bei Silberwein Nepetalactol – beide zählen zu den Iridoiden. Diese dienen der Abwehr von Fressfeinden der Pflanze und dem Schutz vor Bakterien und Pilzen. Auch in Baldrian und Teufelskralle befinden sich beispielsweise Iridoide. Um herauszufinden, wie sich das Verhalten von Katzen auf diese Substanzen auswirkt, arbeitete das Forschungsteam um Erstautor Miyazaki mit Chemikerinnen und Chemikern der Universität Nagoya zusammen.

Katze, Kater, Silberwein (Matatabi)
Masao Miyazaki & Reiko Uenoyama
Eine Katze hat Spaß mit Silberweinblättern auf der Straße

In der Studie, die nun im Fachjournal „iScience“ erschienen ist, fanden die Forscherinnen und Forscher heraus, dass die Freisetzung von Iridoiden um das Zehnfache erhöht wird, wenn die Blätter von den Katzen zerkaut, zerfetzt und aufgerieben werden. Doch nicht nur das: Auch die Zusammensetzung der freigesetzten Iridoide verändert sich – und zwar so, dass Katzen noch weiter dazu ermuntert werden, die Pflanze zu malträtieren.

„Nepetalactol macht über 90 Prozent der gesamten Iridoide in intakten Blättern aus, dieser Wert sinkt aber auf etwa 45 Prozent in beschädigten Blättern, weil dann andere Iridoide stark zunehmen“, erklärt Miyazaki. Durch die veränderte Mischung von Iridoiden dauere die Reaktion der Katzen viel länger an.

Keinerlei Reaktion bei anderen Tieren

Um zu testen, ob die Katzen nur auf diese natürlichen Verbindungen reagieren, wurde ihnen auch Futter mit reinem Nepetalacton und Nepetalactol gegeben. Die Tiere zeigten dabei laut Miyazaki die gleiche Reaktion wie beim Kontakt mit den Pflanzen: Sie schleckten die Chemikalien auf der Plastikschale ab, rieben sich daran und rollten auf der Schale herum.

Katze, Kater, Silberwein (Matatabi)
Masao Miyazaki
Eine Katze hat Spaß mit Silberweinblättern im Labor

Und auch als die Iridoid-Mischung auf den Boden der Schale aufgetragen und diese danach mit einer eingestochenen Plastikabdeckung bedeckt wurde, zeigten die Katzen immer noch dasselbe Verhalten – obwohl sie die Chemikalien nicht mehr direkt berühren konnten. Es handle sich um ein „instinktives Verhalten, das durch die olfaktorische Stimulierung von Iridoiden ausgelöst wird“, so Miyazaki.

Als nächstes wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, welches Gen dafür verantwortlich ist, dass Katzen so stark auf Katzenminze und Silberwein reagieren. Und auch warum die in diesen Pflanzen enthaltenen Substanzen andere Tiere – Hunde und Mäuse etwa – vollkommen kalt lassen.