Zwei Blitze erhellen den Nachthimmel
APA/dpa/Marcel Kusch
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Gewitter

Warum es über dem Meer weniger blitzt

Bei Gewittern über dem offenen Meer blitzt es bei gleicher Regenmenge deutlich weniger als über Land. Meeressalzkörnchen, die durch die Gischt in die Atmosphäre gelangen, könnten laut einer aktuellen Studie erklären, warum sich die Wolken deutlich seltener entladen.

Die Spannung in Gewitterwolken entsteht, wenn Wassertröpfchen und Eiskristalle aneinander reiben und sich dadurch elektrisch aufladen: Bei der Entladung blitzt und kracht es. Wie intensiv ein Gewitter ausfällt und wie oft es blitzt, hängt unter anderem von den Temperaturunterschieden zwischen den aufsteigenden und den kühlen Luftmassen in den höheren Schichten ab.

Verstärkend wirken winzige Partikel von weniger als einem Mikrometer – sogenannte Aerosole. Sie dienen als Kondensationskerne, eine Art Keimzellen für die Wolken. So entstehen mehr und kleinere Tröpfchen, die nicht so schnell zu Regentropfen werden und daher weiter aufsteigen. Der Aufwind nimmt weiter zu und die Luftmassen werden noch gewitteranfälliger. Deswegen sind Gewitter bei hoher Aerosol-Konzentration und bei verschmutzter Luft oft häufiger und intensiver.

Große Tropfen durch Salzkörnchen

Bei der Anzahl der Blitze gebe es – gemessen an der Regenmenge – allerdings große Unterschiede zwischen Land und freien Meeresflächen, auch unter ähnlichen atmosphärischen Bedingungen, schreiben die Forscherinnen und Forscher um Daniel Rosenfeld von der Hebräischen Universität in ihrer soeben in „Nature Communications“ erschienenen Studie. Warum, sei bis dato unklar.

Um den gesamten Lebenszyklus tropischer Gewittercluster nachzuvollziehen, hat das Team nun Daten aus einigen tropischen Regionen Afrikas und den angrenzenden Meeren analysiert: zum Wetter, zu Aerosolen und zur Blitzhäufigkeit. Dabei zeigte sich, dass winzige Aerosole überall – über Land und über dem Meer – die Blitzdichte erhöhen. Salzteilchen aus der Meeresgischt, die etwas größer als ein Mikrometer sind, haben hingegen den gegenteiligen Effekt. Dadurch entstehen größeren Tropfen, es beginnt schneller zu regnen und die Gewitterspannung baut sich nicht mehr weiter auf.

Laut den Forschern können die Salzkörnchen die Anzahl der Blitze um ganze 90 Prozent reduzieren, egal, wie viele kleinere Aerosole sich in der Luft befinden. Das beantworte einige ungeklärte Fragen rund um die großen Unterschiede zwischen kontinentalen und marinen Gewittern.