Das Theaters von Ephesos von Nordwesten
ÖAW-ÖAI/N. Gail
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Archäologie

Bau des Theaters von Ephesos rekonstruiert

Es zählt zu den größten Theatergebäuden der Antike: das Große Theater von Ephesos. Ein Team der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat nun seine Baugeschichte vollständig rekonstruiert.

Dadurch ist erstmals eine genaue Chronologie der einzelnen Bauphasen möglich. Diese reichen von der Errichtung in hellenistischer Zeit bis zu den Restaurierungsmaßnahmen ab dem 20. Jahrhundert.

Schon in hellenistischer Zeit zählte das ephesische Theater zu den großen Theaterbauten Kleinasiens. In weiteren Ausbaustufen ab dem 1. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung bis in die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts entstand einer der größten kleinasiatischen Theaterräume der römischen Kaiserzeit mit einem Durchmesser von annähernd 150 Metern.

Südflügel des Theaters während der Restaurierungsarbeiten 2011
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Der Südflügel des Theaters während der Restaurierungsarbeiten 2011

Das Theater, das vom Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) der ÖAW schon seit dem 19. Jahrhundert untersucht wird, hatte damals eine Kapazität von mehr als 20.000 Sitzplätzen. Es wurden dort künstlerische Darbietungen ebenso geboten wie Gladiatorenkämpfe. Es war aber auch eine wichtige Station im Rahmen der Kultprozessionen für die ephesische Göttin Artemis. Zudem diente es als Ort der Volksversammlung, der Ekklesia.

Buchhinweis

„Der Zuschauerraum des Theaters von Ephesos“ von Gudrun Styhler-Aydin ist im Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erschienen und zum Download erhältlich.

Bis in 1970er Jahre verschüttet

Gudrun Styhler-Aydin, Leiterin der Gruppe „Bauforschung“ am ÖAI, beantwortet in dem Buch etwa Fragen nach Gestalt und Größe des hellenistischen Theaters und nach der Art und Weise, wie die römische Baukunst das „griechische Theater“ adaptierte. Es zeigt auch, wie in der spätantik-frühbyzantinischen Zeit durch bauliche Maßnahmen und Umnutzungen versucht wurde, das Theater zu erhalten.

Noch in der Nutzungszeit wurden Bereiche des Baus aus Stabilitätsgründen teilweise massiv vermauert und einzelne Räume verfüllt, um die Sicherheit der Theaterbesucher nicht zu gefährden. Für die Forscherinnen und Forscher ist das ein Glücksfall, denn die im Füllmaterial enthaltenen Funde wie Keramik und Münzen geben weitere Hinweise für die zeitliche Einordnung der Nutzungs- und Verfallsphasen.

Das Theater von Ephesos bei Nacht
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Das Theater von Ephesos bei Nacht

Bis in die 1970er-Jahre war das Theater verschüttet. Erst durch die völlige Freilegung und den Einsatz von 3D-Laserscans ab den 2000er-Jahren konnte das Monument so dokumentiert werden, wie es erhalten geblieben ist. Gut sichtbar sind seither der freiliegende Unterbau der Sitzstufen, Treppen und Umgänge mit Details zur Konstruktion, aber auch Beschädigungen, etwa durch Erdbeben.