Biene, Bienen, Bienenschwarm, Insekten
Vera Kuttelvaserova – stock.adob
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Studie

Bienenschwärme erzeugen elektrische Ladung

Eine Studie aus England zeigt: Bienen- und andere Insektenschwärme erzeugen elektrische Ladung – ähnlich wie Gewitterwolken. Das könnte nicht nur den Bienen helfen, Nektar zu finden, sondern auch zum Transport von Wüstenstaub über viele Kilometer beitragen.

Neben einem Magnetfeld, an dem sich beispielsweise Vögel orientieren, um ihre Winterquartiere zu finden, hat die Erde auch ein elektrostatisches Feld. Global gesehen ist die Erdoberfläche negativ geladen und die Ionosphäre, die in ungefähr 60 Kilometer Höhe beginnt, positiv geladen. Wetterereignisse wie Wolkenbildung oder Blitzeinschläge sowie viele andere Faktoren können das elektrische Feld aber beeinflussen.

Manchmal finden Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die die atmosphärische Elektrizität messen, dabei Anomalien. Ein Forschungsteam aus England fand nun eine mögliche Erklärung, was für diese Anomalien verantwortlich sein könnte. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachmagazin „iScience“. „Mit unserer Studie haben wir gezeigt, dass es auch wichtig ist, den Einfluss biologischer Faktoren zu berücksichtigen“, so Liam O’Reilly von der University of Bristol. Er und die anderen Studienautoren und -autorinnen untersuchten die elektrische Ladung von Bienen- und anderen Insektenschwärmen.

Bienen durch Luftreibung positiv geladen

Wird es in einem Bienenstock zu voll, kommt es vor, dass die Bienenkönigin zusammen mit ungefähr 12.000 Arbeiterbienen den Stock verlässt, um ein neues Bienenvolk zu gründen. Diesen Schwarmflug untersuchte das Forschungsteam. Die Ergebnisse der Studie zeigen: Bienen und andere Insekten wie Heuschrecken können in großen Schwärmen elektrische Ladung erzeugen. Dadurch können die Insekten eine ähnliche Auswirkung auf die atmosphärische Elektrizität haben wie Wetterereignisse.

Das heißt nicht, dass die Tiere das Wetter beeinflussen können, sondern nur, dass sie eine elektrische Ladungsverteilung aufweisen können, ähnlich der Ladungsverteilung einer Schönwetter- oder Gewitterwolke. Letzteres ist abhängig von der Insektenart und der Schwarmdichte. Die Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass die elektrische Ladung der Bienen durch ihre Reibung mit der Luft entsteht. Eine andere Erklärung ist, dass die Bienen mit kleinen Partikeln in der Luft kollidieren und so aufgeladen werden.

Ladung hilft bei Nektarsuche

Die positive Ladung der Bienen könnte ihnen helfen, Blumen zu finden, die wie die Erdoberfläche negativ geladen sind. Landet eine Biene auf der Blume tauschen sie Ladungen aus und die elektrische Ladung der Blume verändert sich kurzzeitig, so O’Reilly. „Es ist eine nette Idee, dass das elektrische Feld der Blume dann anders ist und eine Biene, die vorbeifliegt, ohne zu Landen nur durch die elektrische Ladung erkennen kann, ob diese Blume bereits von einer anderen Biene besucht wurde.“

Auch die Pollen sind laut O’Reilly negativ geladen und haften so gut an den Haaren der Biene. Aber nicht nur Bienen und andere Insekten haben eine elektrische Ladung. Auch Vögel und Mikroorganismen tragen zur elektrischen Ladung der Atmosphäre bei. Diese verbessert wiederum den Transport von Partikeln in der Luft.

In der Studie berechneten O’Reilly und seine Kolleginnen und Kollegen auch die elektrische Ladung von Wüstenheuschrecken, die durch Schwärme mit „biblischem Ausmaß“, so O’Reilly, beispielsweise in Afrika immer wieder große Schäden in der Landwirtschaft verursachen. In der Studie spekulieren sie, ob die elektrische Ladung der Insekten auch zum Transport von Wüstenstaub über mehrere Kilometer beiträgt. „Es ist verlockend zu denken, dass, wenn Wüstenheuschrecken in großen Schwärmen zusammenkommen und sie das lokale elektrische Feld verändern, sie auch die Menge an Wüstenstaub in der Luft beeinflussen.“ Weitere Forschung sei aber notwendig.