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Studio Romantic – stock.adobe.co
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Gehirnforschung

Kinder lernen schneller als Erwachsene

Memory spielen ist nur ein Beispiel für eine Situation, in der Eltern manchmal das Gefühl beschleicht, ihr Kind könnte schlauer sein als sie selbst. Was möglicherweise dahintersteckt, zeigt eine neue Studie: GABA, ein Botenstoff im Gehirn, sorgt dafür, dass sich Kinder im Volksschulalter neue Informationen besser einprägen als Erwachsene.

Der Botenstoff GABA – die Abkürzung steht für γ-Aminobuttersäure – sorgt dafür, dass neuer Lernstoff schnell und nachhaltig gefestigt wird. Wie sich der GABA-Spiegel vor, während und nach dem Lernen verändert und ob bzw. wie sich dies zwischen Kindern und Erwachsenen unterscheidet, wollte das Forschungsteam um Takeo Watanabe von der Brown Universität in den USA und Sebastian M. Frank von der Universität Regensburg in Deutschland herausfinden.

Die Studie, die nun im Fachjournal „Current Biology“ erschienen ist, ergab, dass Kinder und Erwachsene während des Lernens unterschiedliche Konzentrationen des Botenstoffs aufweisen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Gehirn von Kindern auf eine Weise auf das Lernen reagiert, die es ihnen ermöglicht, sich neues Wissen schneller und effizienter einzuprägen.

Gehirnscans zeigen GABA-Boost bei Kindern

Im Rahmen der Studie untersuchten die Forscherinnen und Forscher den Vorgang des visuelle Lernens bei Kindern im Alter zwischen acht und elf Jahren und bei Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren. Die Probandinnen und Probanden sollten sich verschiedene grafische Elemente einprägen. Durch Neuroimaging konnte der GABA-Spiegel während des Lernens beobachtet werden. Dabei wird das Nervensystem anhand verschiedener Techniken bildhaft dargestellt, etwa – wie auch in der vorliegenden Studie – mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT).

Studie Current Biology/Frank et al.
Current Biology/Frank et al.
Eine Grafik aus der Studie zeigt die unterschiedlichen GABA-Spiegel während des Lernens bei Kindern und Erwachsenen

Durch mehrere fMRT-Scans während des Experimentes konnten die aktivierten Hirnareale mit hoher räumlicher Auflösung dargestellt werden. Das Ergebnis: Bei Kindern löste der Vorgang des Lernens einen raschen Anstieg des Botenstoffs GABA im visuellen Cortex aus, jenem Gehirnbereich also, der visuelle Informationen verarbeitet. Dieser Schub hielt auch nach dem Lernen noch mehrere Minuten an. Bei Erwachsenen blieb der GABA-Spiegel hingegen nahezu konstant.

Gelegenheiten zum Lernen fördern

„In anschließenden Experimenten konnten wir feststellen, dass Kinder sich das Gelernte tatsächlich viel schneller eingeprägt hatten als Erwachsene“, so Erstautor Frank in einer Aussendung. Das stimme mit der weit verbreiteten Annahme überein, dass Kinder eine bessere Lernfähigkeit haben als Erwachsene. Die Studie deute darauf hin, dass der Botenstoff GABA dabei eine Schlüsselrolle spiele.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Kinder im Volksschulalter innerhalb einer bestimmten Zeit mehr Inhalte lernen können als Erwachsene“, ergänzt Watanabe. Obwohl die Gehirne von Kindern noch nicht vollständig ausgereift und viele ihrer kognitiven Funktionen nicht so effizient seien wie bei Erwachsenen, seien Kinder doch zumindest in einigen Bereichen den Erwachsenen überlegen, wie eben dem visuellen Lernen, so der Psychologe.

Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder sich neues Wissen und neue Fähigkeiten schneller aneignen als Erwachsene, heißt es in der Studie. Dies sollte Lehrende und Eltern dazu ermutigen, gerade Kindern im Volksschulalter viele Lerngelegenheiten anzubieten – sei es beim Üben des Einmaleins oder beim Fahrradfahren.