Die NASA-Astronautin Christina Koch
AFP/NASA
AFP/NASA
Astrodiät

Auch Astronauten sollen mehr Gemüse essen

Astronautennahrung kommt zwar längst nicht mehr aus Tuben, sollte laut Fachleuten aber gesünder sein. Simulationsexperimente zeigen, dass eine Kost, die mehr Gemüse, Obst und Fisch als das Standardmenü im All enthält, auf den körperlich belastenden Missionen sehr hilfreich sein könnte.

Das kulinarische Leben der ersten Raumfahrer in den 1960er Jahren war eher karg: In Würfel oder Tuben gepresste, vermutlich nicht sehr geschmackvolle Nahrung. Mittlerweile ist die Astronautennahrung etwas vielfältiger geworden. Die Lebensmittel werden gefriergetrocknet, sterilisiert und vakuumiert, damit sie länger haltbar sind. Das Essen soll nicht bröseln, nicht blähen und wenig Salz enthalten, da das den Knochenschwund begünstigt, der durch die Schwerelosigkeit im Weltall ohnehin ein Problem ist.

Der Aufenthalt im Weltall ist generell alles andere als gesund: Auch die Muskeln schwinden, das Immunsystem wird geschwächt, das Herz-Kreislauf-System und das Gehirn leidet. Neben der Schwerelosigkeit ist auch die Strahlung sehr belastend, ist sie doch um ein Vielfaches höher als auf der Erde.

Verbessertes Astromenü

Wie ein Team um Grace Douglas vom NASA Johnson Space Center in Houston nun im Fachmagazin „Scientific Reports“ berichtet, könnte eine verbesserte Astronautennahrung vor solchen Folgeschäden – insbesondere bei Langzeitmissionen – zumindest teilweise schützen. Natürlich dürften die Lebensmittel nicht zu viel Platz brauchen, müssten sehr leicht und lang haltbar sein.

Für die soeben erschienene Studie haben Douglas und Co. nun diesen Vorgaben entsprechende Simulationsexperimente im Rahmen des „NASA Human Exploration Research Analog“ (HERA) durchgeführt. Insgesamt 16 Personen nahmen daran teil: zehn Männer und sechs Frauen. Jeweils vier davon verbrachten 45 Tage in einer geschlossenen Wohneinheit – das simulierte Raumschiff.

Gefriergetrocknete Astronautennahrung
NASA
Gefriergetrocknetes Gemüse und Garnelen

Als Lebensmittelvorrat erhielten sie entweder die Standardausstattung der internationalen Raumstation (ISS) oder ein Menü, das zusätzlich verschiedene haltbar gemachte Obst- und Gemüsesorten – pro Tag mindestens sechs Portionen – sowie zwei bis dreimal pro Woche Fisch als Quelle von Omega-3-Fettsäuren enthielt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten sich strikt an den für ihre Gruppe vorgegebenen Essensplan halten. Vor der Isolation wurden alle umfassend untersucht.

Messbarer Nutzen

Am Ende der „Mission“ wurden die Männer und Frauen erneut untersucht und getestet. Bei allen, die das erweiterte Menü konsumiert hatten, zeigten sich tatsächlich Unterschiede bei den Blutwerten: Ihr Cholesterinspiegel war im Schnitt niedriger als in der Vergleichsgruppe, sie hatten auch weniger Cortisol im Blut – ein Marker für Stress. Bei kognitiven Tests waren sie schneller, aufmerksamer und besser als die Personen, die Standardkost zu sich genommen hatten. Sogar im Darmmikrobiom konnten die Forscherinnen und Forscher positive Auswirkungen der neuen „Astrodiät“ nachweisen.

Unter echten Bedingungen mit Strahlung, Schwerelosigkeit und Stress könnte der Nutzen der gesünderen Ernährung sogar noch größer sein, heißt es in der Studie, etwa für die Immunabwehr. Auch manche Inhaltsstoffe der pflanzlichen Kost würden vermutlich erst langfristig messbare gesundheitliche Vorteile zeitigen.

Insgesamt hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gemüsegruppe genauso viel gegessen wie die Standardgruppe. Das zeige, dass die gesündere Auswahl genauso akzeptiert wurde wie die normale Kost, bei der es statt dem gesunden Angebot mehr kalorienreiche Süßspeisen und Snacks gab, heißt es in der Studie. Mit solchen Leckereien und persönlichen Lieblingsspeisen versucht man derzeit das kulinarische Leben der Astronauten und Astronautinnen etwas zu versüßen. Denn jeder Speiseplan für das Weltall hat ein ungelöstes Hauptproblem: Menschen haben dort einfach weniger Appetit und alles schmeckt fad.