Glasfrösche schlafen auf einem Blatt
Jesse Delia
Jesse Delia
Camouflage

Glasfrösche sind schlafend noch durchsichtiger

Wenn sie schlafen, werden Glasfrösche noch durchsichtiger, als sie es ohnehin schon sind. Eine neue Studie zeigt: Das gelingt den Tieren, indem sie ihr Blut vorübergehend in der Leber „verstecken“. Aus dem restlichen Körper verschwindet die rötliche Färbung.

Tropische Glasfrösche verdanken ihren Namen ihrem durchscheinenden Körper und ihrer gläsernen Haut. Die nachaktiven, auf Bäumen lebenden Frösche schlafen tagsüber kaum erkennbar auf grünen Blättern. So sind sie vor möglichen Räubern weitgehend sicher. Diese Art der Camouflage ist bei auf dem Land lebenden Tieren – anders als im Wasser – sehr selten. Das Problem: Die permanent im Körper zirkulierenden roten Blutkörperchen sind selbst bei einer relativ transparenten Hülle von außen gut sichtbar.

Glasfrösche
Jesse Delia
Glasfrosch H. fleischmanni im Vergleich mit anderen Froscharten

Wie es die kleinen Frösche dennoch schaffen, für Feinde mehr oder weniger unsichtbar zu werden, haben die Forscherinnen und Forscher um Carlos Taboada von der Duke University nun an der Unterart Hyalinobatrachium fleischmanni untersucht. Mit speziellen fotografischen Methoden hat das Team erfasst, wie sich das Blut der Tiere im Körper verteilt.

“Versteck“ in der Leber

Wie sie in der soeben im Fachmagazin “Science" erschienenen Studie berichten, werden die Glasfrösche im Schlaf noch deutlich durchsichtiger, als sie es im Wachzustand schon sind, nämlich um das Zwei- bis Dreifache. Das gelinge den Tieren, indem fast 90 Prozent der roten Blutkörperchen aus dem Blutkreislauf verschwinden. Sie konzentrieren sich in der Leber. Gewissermaßen verstecken sie sich dort – so erscheint die Bauchseite fast ganz transparent. Sobald der Frosch aufwacht und aktiver wird, verteilt sich das rote Blut wieder. Der Körper erscheint wieder trüber.

Durchsichtige Glasfrösche

Veränderungen im Blutkreislauf

Erstaunlicherweise scheint die Konzentration des Bluts auf engem Raum keinerlei negative Folgen zu haben, weder für den Stoffwechsel noch für die Gefäße. Bei den meisten Tieren wie auch beim Menschen würde es gerinnen und Thrombosen entstehen, schreiben die Studienautoren und -autorinnen.

Wie der Frosch die Blutverteilung in seinem Körper steuert, ist noch unklar. Weitere offene Fragen sind, wie die Zellatmung bei den Tieren funktioniert, wenn sich fast alle roten Blutkörperchen in die Leber zurückziehen, heißt es in einem Begleitkommentar zur Studie, und ob die Frösche einen speziellen Stoffwechsel haben, der die Veränderungen im Blutfluss ausgleicht. Solche Erkenntnisse könnten bei der Entwicklung neuer Gerinnungshemmer oder anderer Herz-Kreislauf-Medikamente helfen.