Wie sie im Fachjournal „Nature Communications“ berichten, handelt es sich um das Rustrela-Virus aus der Gattung der Rubiviren. Zu dieser gehört auch das Rubellavirus, das beim Menschen die Röteln verursacht.
Seit zehn Jahren keine neuen Fälle in Österreich
Die als „Feline Meningoencephalomyelitis" („Staggering disease“) bezeichnete Erkrankung betrifft vor allem Freigängerkatzen, bei denen sie Gehirn- und Rückenmarksentzündungen verursacht. Die betroffenen Tiere zeigen Verhaltensänderungen und Bewegungsstörungen bis zu Lähmungen.
Die Krankheit wurde erstmals in Schweden beschrieben, wo sie bis heute vorkommt. In Österreich trat sie ausschließlich im Marchfeld (NÖ) mit einer auffällig hohen Zahl an Neuerkrankungen in den 1990er Jahren auf. Danach wurde sie immer seltener und seit gut zehn Jahren wurden keine weiteren Fälle festgestellt. Die Gründe dafür sind unklar, heißt es am Mittwoch in einer Aussendung der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni).
Fälle von Enzephalitis
Ein Team um Herbert Weissenböck vom Institute für Pathologie und Norbert Nowotny vom Institut für Virologie (beide Vetmeduni) konnte nun gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen aus Deutschland und Schweden das Rustrela-Virus als Erreger der Katzenkrankheit identifizieren. Dieses bis vor Kurzem völlig unbekannte Virus erwies sich schon zuvor als Verursacher von Enzephalitisfällen bei Zootieren in Norddeutschland.
Die Fachleute fanden virale Spuren in Gewebeproben von erkrankten Katzen und entschlüsselten anschließend die viralen Genome vollständig. „Außerdem konnten wir mit speziellen Nachweismethoden zeigen, dass sich die Viren in Nervenzellen der betroffenen Tiere vermehrten und dadurch die krankheitsursächliche Entzündungsreaktion auslösten“, erklärte Weissenböck.
Zoonose wie SARS-CoV-2?
Beim Rustrela-Virus handelt es sich um einen von zwei erst kürzlich bei Tieren entdeckten Vertretern der Gattung der Rubiviren. Lange Zeit galt das beim Menschen die Röteln verursachende Rubellavirus als einziger Vertreter dieser Gattung. Das lasse vermuten, dass das Rubellavirus – so wie SARS-CoV-2 – als Zoonose seinen Weg zum Menschen fand. Rustrela-Viren dürften ihr natürliches Reservoir in Gelbhalsmäusen und Waldmäusen haben, wodurch sich Freigängerkatzen leicht infizieren können.