Pro-Kopf-Emissionen ungleich verteilt

Die Pro-Kopf-Emissionen der Österreicherinnen und Österreicher verteilen sich höchst ungleich und sind vor allem von der Einkommens- und Vermögensstruktur abhängig. Laut einer Studie der Wirtschaftsuniversität Wien sind die reichsten Haushalte für den Großteil der aktuellen und historischen Emissionen verantwortlich. Räumlich wird im suburbanen Raum am meisten CO2 verursacht.

„In Österreich emittieren die reichsten zehn Prozent der Haushalte mehr als viermal so viel CO2 wie die ärmsten zehn Prozent der Haushalte und mehr als doppelt so viel CO2 wie der Medianhaushalt“, sagte der Vorstand des Departments für Sozioökonomie der WU Wien, Jürgen Essletzbichler, laut einer Aussendung am Donnerstag.

Grund dafür sei, dass sich reichere Haushalte mehr Konsum leisten können und dadurch mehr Emissionen verursachen. Grundsätzlich gebe es einen „eindeutig positiven Zusammenhang zwischen Reichtum, Einkommen und Konsum und den daraus entstehenden CO2-Emissionen“, sagte Xenia Miklin vom Institut für Political Economy of Public Policy an der WU. Andere sozioökonomische und demografische Faktoren hätten hingegen einen kleineren Einfluss.

Auch räumliche Unterschiede

Auch räumlich gebe es große Unterschiede in den Emissionsmustern der Österreicherinnen und Österreicher. So sei der CO2-Ausstoß pro Kopf am geringsten in Städten und am höchsten im suburbanen Raum. Grund dafür seien etwa das effizientere Straßendesign, kürzere Arbeitswege und die bessere Verfügbarkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln in Städten.

Diese sozial und räumliche Ungleichverteilung von Emissionen zeige sich etwa im Bereich der Mobilität. Während der öffentliche Verkehr in der Stadt oft gut ausgebaut ist, sind die Menschen im ländlichen Raum meist auf den Individualverkehr angewiesen. Gleichzeitig gebe es einkommensspezifische Unterschiede beim Besitz eines Autos: Während im einkommensstärksten Viertel der Bevölkerung 90 Prozent einen Pkw besitzen, sei das im untersten Viertel für rund 60 Prozent der Fall.

Besser Verdienende könnten sich aber eher Autos mit umweltfreundlicherer Abgasklasse leisten, der Umstieg auf ein E-Auto sei für viele schlechter verdienende Menschen hingegen oft unerschwinglich. Das Einkommen spiele auch bei der Wahl zwischen Flug- und Bahnverkehr eine Rolle: Besonders auf längeren Strecken ist die Anreise mit dem Zug oft kosten- und zeitintensiver.

Ungleichheit beim Wohnen

Auch im Bereich Wohnen seien die Ungleichheiten groß und würden sich vor allem auf den Wohnort, die Wohnfläche und das jeweilige Heizsystem beziehen. „Während der Bereich Wohnen für die meisten konsumbedingten CO2-Emissionen in Österreich verantwortlich ist, ist er gleichzeitig von massiven sozialen Ungleichheiten geprägt“, sagte Hans Volmary vom Institut für Multilevel Governance and Development an der WU. Der Heizaufwand für ein Einfamilienhaus sei etwa deutlich größer und damit mit mehr Emissionen behaftet als der einer Wohnung. Auch das Heizsystem spiele eine wichtige Rolle. Mieterinnen und Mieter hätten etwa auf die Wahl ihres Heizsystems meist keinen Einfluss und damit auch keine Möglichkeit, klimafreundlich zu heizen.

Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, Maßnahmen zu setzten, die soziale und ökologische Aspekte berücksichtigen. Eine besonders stark umverteilende Wirkung hätte etwa „die Bereitstellung sozial-ökologischer Infrastrukturen“, sagte Essletzbichler und verwies auf den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, öffentlicher Parks und klimafreundlichen sozialen Wohnbaus. „Entscheidend ist jedoch, dass diese Investitionen in öffentliche Infrastruktur der breiten Masse in der Bevölkerung zugutekommt und sich nicht nur auf wohlhabende Gemeinden oder Stadtteile beschränkt“, so Essletzbichler.