Fahrräder in Amsterdam stehen nebeneinander vor einer Gracht
AFP – OLAF KRAAK
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Wo Amsterdams gestohlene Fahrräder landen

Amsterdam gilt als Fahrradhauptstadt der Welt. Die vielen Räder rund um die Grachten führen aber auch zu einer hohen Diebstahlsquote. Was mit den gestohlenen Rädern passiert, zeigte nun ein Experiment, für das Räder mit GPS-Sendern ausgestattet wurden: Die allermeisten von ihnen blieben in der Stadt – und wechselten „nur“ ihren Fahrer bzw. ihre Fahrerin.

Rund 11.000 Fahrräder wurden in Amsterdam zuletzt pro Jahr als gestohlen gemeldet. Die Behörden gehen jedoch von einer weit höheren Dunkelziffer aus, Radfahrlobbys vermuten bis zu 80.000 gestohlene Fahrräder pro Jahr.

Forscher um Titus Venverloo vom Amsterdam Institute for Advanced Metropolitan Solutions und Kollegen vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) sind nun der Frage nachgegangen, was mit all diesen Rädern passiert. Sie haben Ortungsgeräte an 100 Second-Hand-Fahrrädern platziert und diese an öffentlichen Orten abgestellt – und zwar verschlossen. 70 von ihnen wurden im Untersuchungszeitraum zwischen Juni und November 2021 gestohlen, wie die Forscher in der Fachzeitschrift “PLOS ONE“ berichten.

Fahrräder bleiben in Amsterdam

„Ich glaube, das Überraschendste war, wie sehr das auf lokaler Ebene passiert“, sagt Forscher Fabio Duarte. Mit seinen Kollegen war er davon ausgegangen, dass die Fährräder ins Ausland verkauft werden würden, jedoch haben nur zwei von den 70 gestohlenen Fahrrädern die Stadtgrenze verlassen.

Drei bis sechs Fahrräder dürften in lokalen Second-Hand Shops zum Verkauf angeboten worden sein – ob deren Besitzer wissen, dass es sich dabei um Diebesgut handelt, sei unklar. Rund 30 Prozent der Diebstähle sind laut den Forschern direkt organisierter Kriminalität zuschreibbar. Lieblingszeitpunkte für das Knacken der Radschlösser seien montags und mittwochs um drei Uhr in der Früh.

Die gestohlenen Fahrräder werden also nicht regional oder international angeboten, sondern verbleiben im Kreislauf des Amsterdamer Markts. Das Experiment fand mit Unterstützung der Stadtverwaltung Amsterdams statt, war aber nicht Teil eines Polizeiprogramms. Um die Privatsphäre vom Menschen zu schützen, hörten die Forscher mit der Datensammlung auf, sobald die Bewegungsmuster darauf schließen ließen, dass die Radfahrer nicht wussten, dass sie auf einem gestohlenen Rad saßen.

Daten für die Fahrradsicherheit

Mit mehr Fahrrädern als Einwohnern hat sich Amsterdam einen Ruf als „Fahrradhauptstadt“ der Welt gemacht. Die niederländische Hauptstadt beheimatet geschätzt 850.000 Räder, was für Diebe wiederum einen Spielplatz der Möglichkeiten eröffnet.

„Fast jeder, der in Amsterdam mit dem Fahrrad unterwegs ist, hat schon einmal die Erfahrung gemacht, dass sein Fahrrad gestohlen wurde“, sagt Venverloo. Das Experiment liefere wertvolle Informationen über Orte und Formen des Amsterdamer Fahrraddiebstahls – und der Polizei somit auch Möglichkeiten für Gegenstrategien.

Zum Vergleich: In Österreich wurden 2021 um die 17.500 Fahrräder als gestohlen gemeldet, mit knapp 8.000 davon am meisten in Wien. Zum Schutz des Rads empfiehlt der Verkehrsclub Österreich in gute Schlösser zu investieren, eine Diebstahlsversicherung abzuschließen und sich die Rahmennummer zu notieren.