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Gasimporte

Die Ursprünge von Österreichs Abhängigkeit

Österreich gehört zu den Ländern mit der größten Abhängigkeit von russischem Gas. Die Ursprünge führen bis in die 1970er Jahre zurück. Eine neue Studie der Österreichischen Energieagentur zeigt, wie es dazu kam.

Ab den späten 1970er Jahren stieg der Anteil der russischen Gasimporte von anfangs jährlich im Schnitt 45 Prozent des Gasverbrauchs bis zu 80 Prozent in einzelnen Jahren. Der Grund: Die Gasversorgung wurde schon ab Ende der 1960er Jahre als rein wirtschaftliches Problem angesehen. Die OMV hatte quasi freie Hand, und sie profitierte von den guten Kontakten zu Russland, erklärt Herbert Lechner, Studienautor von der Österreichischen Energieagentur. Österreich entwickelte sich zur internationalen Gasdrehscheibe.

Das damals noch ÖMV heißende Unternehmen war ein Nachfahre der sowjetischen Mineralölverwaltung, „mit all den Kontakten, die sie zehn Jahre genossen haben“, so Lechner gegenüber science.ORF.at. Eine Gasleitung aus der Sowjetunion wurde im Jahr 1967 bis Bratislava gelegt, „da waren es weniger als zehn Kilometer bis zum heutigen Gasknotenpunkt Baumgarten“.

Hinweise in russischen Archiven

Auch Russland verfolgte eine klare Strategie im Bezug auf Österreich, wie die Studie zeigt. Lechner zitiert aktuelle Forschungsergebnisse der Universität Graz. Die Wissenschaftler hätten in russischen Archiven Hinweise auf eine Aussage des damaligen russischen Politikers Nikita Chruschtschow gefunden. „Er hat wohl gesagt, wir wollen Österreich von unserem Gas wirtschaftlich abhängig machen“, so Lechner.

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Das Gasprom-Hauptquartier in St. Petersburg

Ebenfalls seit den 1970er Jahren warnten Stimmen aus dem In- und Ausland vor der Abhängigkeit vom russischen Energieriesen Gasprom. Lechner erwähnt etwa den damaligen ÖVP-Nationalratsabgeordneten Siegmund Burger, der 1971 betonte, dass diese Art der Energieversorgung auf der Voraussetzung des Friedens aufgebaut sei.

„Seit 1969 findet man das durchgängig, nicht nur in Österreich, sondern auch in der EU“, so Lechner. Die Abhängigkeit von Gas und das Thema Gas als politische Waffe sei immer wieder angesprochen worden, Warnungen seien allerdings weitgehend ignoriert worden.

Frühe Warnungen wurden ignoriert

Eine Kritik, die auch in den 2000er Jahren im Bericht des österreichischen Außenministeriums zu finden sei, wo man davor warnt, dass Russland bereits Gas als Waffe einsetzt. „Auch in den russischen Medien hieß es, dass man sich im Westen vor dem Gasabdrehen fast so sehr fürchtet wie vor den russischen Kernwaffen“, erzählt Lechner.

Im Oktober letzten Jahres verzeichnete Österreich einen Tiefstand bei den Gasimporten aus Russland, mit nur 20 Prozent. Im Dezember stieg dieser Wert schon wieder auf 71 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland waren es laut Kieler Institut für Weltwirtschaft im Dezember noch etwa sechs Prozent russisches Gas.