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Rattanachat – stock.adobe.com
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Frühgeborene

Muttermilch und Probiotika schützen Darmmikrobiom

Frühgeborene haben ein höheres Risiko für entzündliche Darmerkrankungen, die tödlich enden können. Muttermilch und Probiotika können aber als Gamechanger wirken, wie eine Studie mit Beteiligung der Med Uni Graz zeigt.

Sieben bis elf Prozent der Frühgeborenen sind von der nekrotisierenden Enterokolitis (NEC) betroffen – eine Darmerkrankung, die für rund ein Drittel der Frühchen tödlich endet.

Solange sich das Baby noch im Leib der Schwangeren befindet, ist sein Verdauungstrakt so gut wie keimfrei. Schon wenige Tage nach der Geburt ist sein Darm jedoch von Billionen unterschiedlicher Mikroorganismen besiedelt, die dort die Nahrung verwerten, Unverdauliches entsorgen und im besten Fall schädliche Keime fernhalten.

Das Wissen, wie sich die mikrobielle Gemeinschaft in den ersten Tagen und Wochen zusammenfindet und sich verändert – und speziell wie diese Entwicklung bei Frühgeborenen vor sich geht, bzw. wodurch sie gestört wird, ist jedoch noch unzureichend. Die NEC ist daher für Frühgeborene – Babys, die vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen und weniger als 1.500 Gramm wiegen – noch immer eine besonders bedrohliche Erkrankung.

Mikrobiom von 55 Säuglingen untersucht

Die Krankheit tritt häufig in den ersten beiden Lebenswochen auf. „Angesichts des raschen Auftretens von NEC haben einige neonatale Intensivstationen spezielle NEC-Prophylaxeprogramme entwickelt, die den Einsatz von Probiotika, enteralen Antibiotika und differenzierten Ernährungsprotokollen umfassen und die in jüngster Zeit zu einem erheblichen Rückgang der NEC-Raten bei Frühgeborenen geführt haben“, so Bernhard Resch von der Medizinischen Universität Graz.

Resch hat gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der TU München und dem Quadram Institute (Großbritannien) den Erfolgsmechanismus der verschiedenen Therapien auf der Ebene des Darmmikrobioms und des Metaboloms analysiert und im Journal „Nature Communications“ publiziert.

Insgesamt wurden 55 Säuglinge am LKH-Universitätsklinikum Graz, dem Klinikum Klagenfurt und LKH Hochsteiermark, Standort Leoben in die Studie aufgenommen. „Mithilfe eines Multi-Omics-Ansatzes untersuchten wir die Zusammensetzung und Funktion des Mikrobioms und seiner Metaboliten in den ersten Lebenswochen, um die Bedeutung der Wechselwirkungen zwischen Ernährungskomponenten, Antibiotika und Probiotika zu verstehen“, so Christine Moissl-Eichinger vom Diagnostik- und Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin der Med Uni Graz.

Wirkungsvolle Prophylaxe

„Wir fanden heraus, dass die Kombination aus der Fütterung von natürlicher Muttermilch und der Verabreichung von B.infantis NCDO 2203 während der ersten Lebenswochen bei Frühgeborenen mit sehr niedrigem Geburtsgewicht ein vielversprechender synergistischer Ansatz sein könnte“, so die Autorinnen und Autoren der Studie. Es habe sich gezeigt, dass Therapien, die eine Gabe des Probiotikums Bifidobacterium longum subsp. infantis beinhalten, die Entwicklung des Mikrobioms frühzeitig und substanziell beeinflussen.

Dies liege besonders in seiner Fähigkeit, die in der Muttermilch enthaltenen Milcholigosaccharide zu verstoffwechseln, die unsere körpereigenen Enzyme selbst nicht aufspalten können. Mit dieser Funktion gehe eine frühe Reifung des Verdauungssystems einher. Auch das Probiotikum Lactobacillus rhamnosus zeigte einen positiven, jedoch deutlich geringeren Einfluss.