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AFP/MARTIN BUREAU
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Feedback

„Mag ich nicht“ auf YouTube bringt wenig

Oft bekommt man auf YouTube Inhalte oder Bilder eingespielt, die man eigentlich nicht sehen will. Um das zu verhindern, werden seitens der Plattform mehrere Möglichkeiten angeboten, etwa ein „Mag ich nicht“- bzw. „Dislike“-Button. Wie die Mozilla Foundation nun in einer großangelegten Studie festgestellt hat, wirkt sich das Feedback kaum auf die vorgeschlagenen Videos aus.

Videos von Waffennarren, Livestreams aus Kriegsgebieten oder „Schnell reich werden mit Kryptowährungen“. Das sind Beispiele von Inhalten, die YouTube-Nutzende in einer Befragung der Mozilla-Foundation als „unerwünschte“ Videos bezeichnet haben – die immer wieder in ihren Empfehlungen auftauchen. Denn auf der Videoplattform bekommt man am Ende eines Videos automatisch ein weiteres vorgeschlagen. Das hat im weitesten Sinne etwas damit zu tun, was man sich zuletzt angesehen hat – aber auch welche Videos gerade viel gesehen oder geteilt werden.

Um unerwünschte Videovorschläge loszuwerden, gibt es auf YouTube vier verschiedene Feedback-Möglichkeiten für angemeldete User: Es gibt einen „Mag ich nicht“ und einen „Interessiert mich nicht“-Button, mit dem sie einzelne Videos markieren können. Außerdem gibt es die Aktion „Dieses Video aus meinem Verlauf löschen“. Oder, wenn ein Kanal ständig mit ungewünschten Inhalten auftaucht, kann man die Rückmeldung geben, dieser Kanal soll überhaupt nicht mehr vorgeschlagen werden.

„Manche dieser Buttons sind also eindeutige Anweisungen – so wie ‚Diesen Kanal nicht mehr vorschlagen‘.“ sagt Becca Ricks, Co-Autorin der Studie und Open-Source-Forschungsdirektorin bei der Mozilla Foundation. „Mit anderen, wie zum Beispiel ‚Mag ich nicht‘ drückt man eher vage eine Präferenz aus – es ist aber nicht klar, wie sich das in den Videovorschlägen niederschlägt.“

Effekte der Feedback-Buttons

Die Mozilla Foundation hat sich jetzt in einer Studie mit dem Titel „Does This Button Work?“ angesehen, ob diese Feedbacktools tatsächlich einen Einfluss auf die Videovorschläge haben – und wie groß er ist. Dafür haben mehr als 20.000 Personen Mozilla ihre Daten zur Verfügung gestellt. Die vier Feedbacktools wurden für die Studie untereinander und gegenüber einer Kontrollgruppe verglichen, die keine der vier Feedbackaktionen benutzte.

Den geringsten Effekt hatten die vagen Präferenzbekundungen wie „Mag ich nicht“ oder „Interessiert mich nicht“ – die nur 12 bzw. elf Prozent unerwünschter Videos aus den Vorschlägen entfernten. Ein Drittel weniger unerwünschte Vorschläge gab es, wenn die Nutzer ähnliche Videos aus ihrem Verlauf löschten. Am effektivsten war die Anweisung, die Videos bestimmter Kanäle nicht mehr vorzuschlagen, mit 43 Prozent weniger unerwünschten Videos. Allerdings erhielten die User mit der Zeit ähnliche Inhalte aus anderen Kanälen.

“Der Effekt fast aller dieser Nutzeraktionen war eher mager“, fasst Ricks die Ergebnisse zusammen. „Generell haben sie kaum verhindert, dass User ungewollte Videos gezeigt bekommen.“

Verhindern von „Echokammern“

Eine Sprecherin von Youtube erklärte das gegenüber der MIT Technology Review damit, dass man verhindern wolle, dass Benutzerinnen und Benutzer in „Echokammern“ landen. Dazu sagt Becca Ricks: „Es ist wirklich schwierig für Plattformen, hier ein Gleichgewicht zu finden. Sie wollen verhindern, dass die User alles, was sie sehen, komplett vorfiltern und definieren. Denn sie wollen Menschen ja mit neuen Videos, aber auch anderen Sichtweisen konfrontieren. Ich begrüße es also, dass YouTube das beim Erstellen ihres Vorschlagsystems berücksichtigt.“

Trotzdem ist der Vorschlagalgorithmus in den letzten Jahren in Verruf geraten: Mehrere Untersuchungen haben ergeben, dass die Inhalte, die YouTube vorschlägt, mit der Zeit immer kontroversieller werden. Vermutlich, weil sie die Benutzenden möglichst lange auf der Plattform halten wollen. Die Plattform habe mittlerweile aber angekündigt seine Messgröße für Erfolg ändern zu wollen, sagt Becca Ricks: „YouTube will weggehen davon, nur User-Engagement zu bewerten – also wie viele schauen sich ein Video an – hin zu Nutzerzufriedenheit. Und das soll laut Geschäftsführer auch die Basis für ein neues Vorschlagsmodell werden.“

Becca Ricks von der Mozilla Foundation sagt, um wirklich die gewünschte Nutzerzufriedenheit zu erreichen, soll das Unternehmen zum einen offenlegen, wie seine Algorithmen funktionieren und es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erlauben, sie genauer zu beforschen. Zum anderen soll YouTube es seinen Benutzerinnen und Benutzern ermöglichen, stärker selbst zu bestimmen, womit sie auf der Plattform ihre Zeit verbringen.