An der im Magazin „Neuroimage: Reports“ veröffentlichten Pilotstudie der Universität Genf, der Fachhochschule Westschweiz und der ETH Lausanne beteiligten sich Menschen im Alter zwischen 62 und 78 Jahren. Voraussetzung für die Teilnahme war, dass sie niemals länger als ein halbes Jahr Musikunterricht erhalten hatten.
Effekte nach sechs Monaten
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt, wie die Universität Genf am Montag mitteilte. Die eine Gruppe ging einmal pro Woche in die Klavierstunde. Die zweite Gruppe erhielt Unterricht im aktiven Hören. Dieser umfasste das Erkennen von Instrumenten sowie die Analyse von Werken innerhalb einer großen Palette musikalischer Stile.
Nach sechs Monaten stellten die Forscherinnen und Forscher bei beiden Gruppen gemeinsame Effekte fest. In der Neurobild-Untersuchung zeigten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Zunahme der grauen Gehirnsubstanz in vier besonders wichtigen Wahrnehmungszentren, namentlich den Gedächtniszentren des Kleinhirns.
Die Leistungen stiegen um sechs Prozent. Die Resultate standen in direktem Zusammenhang mit der Formbarkeit des Kleinhirns, sagte Clara James, Neurowissenschaftlerin an der Uni Genf und Leadautorin der Studie, in einer Presseaussendung. Die Forschenden stellten zudem fest, dass die Schlafqualität, die Anzahl der belegten Kurse und das tägliche Training einen Einfluss auf den Grad der Leistungsverbesserung hatten.
Unterschiede in einer Gehirnregion
Ein Unterschied zwischen Musizierenden und aktiv Hörenden zeigte sich allerdings: Die Hirnsubstanz im rechten primären auditorischen Cortex – eine Region, die auf die Verarbeitung von Klängen spezialisiert ist – blieb bei den Probanden mit Klavierunterricht gleich, während sie bei den lediglich Musik Hörenden abnahm.
Bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zeigte sich indessen, dass der allgemeine Abbau sich fortsetzte. „Musikalische Aktivitäten können das Gehirn nicht verjüngen, sondern nur die Alterung einiger seiner Regionen verlangsamen", sagte Studienerstautor Damien Marie von der Universität Genf. In einem nächsten Schritt wollen die Fachleute die Auswirkung von Musik auf Personen mit leichter Gehirnleistungsabnahme zwischen Alterung und Demenz untersuchen.