Drohnen über einem Wal
Christian Miller
Christian Miller
Tierbeobachtung

Drohnen für die Walforschung

Um mehr über das Leben von Walen zu erfahren, arbeitet die Forschung seit Jahren mit Sendern. Angebracht werden sie meist von einem Boot aus. Das kann allerdings die Tiere stören, Menschen in Gefahr bringen und es funktioniert nicht immer. Laut einer neuen Studie könnten in Zukunft Drohnen diese Arbeit übernehmen.

Vieles, was man heute über Buckelwale, Blauwale, Pottwale, Finnwale und andere Walarten weiß, verdankt die Forschung dem Einsatz von kleinen Sendern, die möglichst dauerhaft an den Tieren befestigt werden. Die Meeressäuger legen oft weite Strecken im offenen Meer zurück, eine dauerhafte Beobachtung durch Menschen ist daher schwierig bis unmöglich. Erst mit Hilfe der Technik konnte man umfassende Daten sammeln, etwa dazu, wie Wale auf Lärm und die Begegnung mit Schiffen reagieren. Auch grundlegende Erkenntnis zu Fortbewegung und Biomechanik der Meeresbewohner kamen erst auf diese Weise ans Licht.

Drohne nähert sich einem Wal
Christian Miller
Drohne nähert sich einem Wal

Um das Anbringen der Sender für die Tiere möglichst schonend zu gestalten, arbeiten Walforscher und -forscherinnen in der Regel mit kleinen Saugnäpfen, die leicht an der Haut haften bleiben. Dennoch müssen sie sich den Meeressäugern mit einem Boot bis auf wenige Meter nähern, dass sich die Sender zum Beispiel mit Hilfe einer Stange befestigen lassen.

Auch bei Systemen, die die Sender mit Luftdruck befördern, müsse man bis auf zwölf Meter heranfahren, schreiben Forscherinnen und Forscher der US-Umweltbehörde NOAA in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Royal Society Open Science“. Dabei könne einiges schiefgehen und besonders bei Arten, die sehr schnell schwimmen, sei das Anbringen von Sendern sehr schwierig. Es bringe auch Gefahren für Tiere und Menschen mit sich.

Schnell und wendig

Für die neue Studie hat das Team nun eine alternative Methode getestet. Dabei übernehmen fliegende Drohnen die gefährliche Annäherung. Diese hätten viele Vorteile: Sie sind schnell – einige heute kommerziell erhältliche Fluggeräte erreichen etwa 50 Stundenkilometer – und können daher leicht mit den Tieren Schritt halten. Außerdem sind sie sehr wendig und aus der Vogelperspektive können sie einen besseren Überblick behalten, wo sich ein Wal gerade befindet, auch wenn er noch nicht aufgetaucht ist.

Drohne über einem Wal
Chris Zadra
Drohnen sind schnell und wendig

Getestet wurde die neue Methode nun acht Tage lang an freischwimmenden Blau- und Finnwalen. Insgesamt hatte das Team 29 Gelegenheiten, einen Sender mittels Drohne auf ein Tier fallen zu lassen, 21 Versuche waren erfolgreich. Die Technik sei auch sehr effizient: Vom Start bis zum Befestigen dauerte es im Schnitt zwei Minuten und 45 Sekunden, heißt es in der Studie.

Für den Erfolg sei es wesentlich, dass die Saugnäpfe beim Auftreffen auf das Tier noch schnell genug sind und dass sie dabei in die richtige Richtung zeigen, damit sie problemlos haften bleiben. In Zukunft könnte der Einsatz von Drohnen auch bei anderen schwer zu beobachtenden Tieren nützlich werden, schreiben die Forscherinnen und Forscher. Sie betonen aber auch, dass dies nur mit intensivem Pilotentraining möglich sein werde.