Bioethikkommission

Neue Empfehlungen gegen Wissenschaftsskepsis

Der vor allem im Zuge der CoV-Pandemie spürbar gewordenen Wissenschaftsskepsis im Land widmet sich nun auch die Bioethikkommission. Man werde voraussichtlich bis zum Ende des Jahres eine Empfehlung veröffentlichen, erklärten die Vorsitzende der Kommission, Christiane Druml, und der Vize-Vorsitzende, Markus Hengstschläger, heute.

Das Beratungsgremium für den Bundeskanzler zu Themen der Bioethik sehe sich „moralisch verpflichtet“, sich mit dem mangelnden Interesse an und der virulent gewordenen Skepsis gegenüber der Wissenschaft auseinanderzusetzen, sagte Druml vor Journalisten im Vorfeld der der Veranstaltung „Wissenschaft: Im Gespräch bleiben statt ablehnen“ im Wiener Josephinum, mit der das Projekt startet.

Mangel an Vertrauen

Die Wissenschaftlerin glaubt daran, dass es sich hier vor allem um Desinteresse in Teilen der Bevölkerung und einen durch die Vorkommnisse in der Pandemie bedingten Mangel an Vertrauen – auch gegenüber der Wissenschaft und ihrer Arbeitsweise – handelt. Zu einem ähnlichen Schluss kamen auch Forscher des Instituts für Höhere Studien (IHS), die eine vom Bildungsministerium beauftragte Studie über Ursachen von Wissenschafts- und Demokratieskepsis durchführen, Anfang des Jahres in einem Zwischenbericht. Die Endergebnisse dieser Studie sollen Ende des Sommers vorliegen.

Auf die Untersuchung und einige einschlägige Initiativen verwies auch einmal mehr Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP). Zuletzt hätten sich schon einige wissenschaftliche Institutionen wie etwa die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) darum bemüht, dem auch demokratiepolitisch gefährlichen Phänomen entgegenzutreten, so der Minister. So wurde im Auftrag der ÖAW Ende 2022 die erste „Wissenschaftsbarometer“-Umfrage durchgeführt. Diese soll nun alljährlich wiederholt werden. Durch die Ergebnisse der Studien könne man dann gezielter auf Personengruppen zugehen oder regionale Schwerpunkte bei Informationskampagnen und Co setzen, so Polaschek.

Gestörter Kreislauf

Für Hengstschläger ist es nun auch an der Zeit, sich das Thema aus Sicht der Ethik anzusehen und mit „Stakeholdern“ den Prozess zu starten, der dann bis Ende des Jahres in einem Dokument münden soll. Ob es nun mehr Desinteresse oder doch Skepsis ist, sei letztlich „alles Eines“. Schlussendlich sei hier ein Kreislauf gestört, der auch davon lebt, dass Wissenschaft und ihre Errungenschaften in der Bevölkerung auf Akzeptanz stoßen, und am Ende wieder junge Menschen für die Forschung begeistert werden können: „Diese Wege sind bedroht“, sagte der Genetiker.

Man müsse auch noch besser erklären, wie der wissenschaftliche Prozess abläuft – wie Wissenschaft funktioniert. Hier seien außerhalb der interessierten Öffentlichkeit „viel zu viele Fragen offen“. Für Druml ist es auch eine „Bringschuld“ von Forscherinnen und Forschern, verständlich zu kommunizieren. Ein Umdenken habe zwar schon länger stattgefunden, es brauche aber noch mehr Unterstützung für die Wissenschaftler durch Seminare, Medientrainings und Hilfsangebote bei Anfeindungen, insgesamt aber eine Art „Gesamtpaket, damit die Abneigung abnimmt“, so die Ethikkommissions-Vorsitzende.