Der afrikanische Palmfarn Encephalartos altensteinii Lehm wird in botanischen Gärten in ganz Europa kultiviert (wie hier im Botanischen Garten der Universität Neapel „Federico II“)
Mario Coiro
Mario Coiro
Pflanzenforschung

Ursprung und Verbreitung der Palmfarne geklärt

Palmfarne (Cycadales) sind heutzutage in Gärten höchst beliebt, in der Natur hatte es die rund 320 Arten umfassende Pflanzengruppe aber schon einmal leichter. Die einstige, zeitweise weit größere Verbreitung der sehr alten palmartigen Gewächse haben Forscherinnen und Forscher der Uni Wien nun analysiert.

Ein Team um den Paläobotaniker Mario Coiro und die Ko-Autorin der Studie, Leyla Seyfullah, von der Universität Wien sowie Kollegen der Universität Montpellier blickten mit modernen Untersuchungsmethoden weit zurück in die Erdgeschichte. Es galt herauszufinden, woher die mittlerweile mehr oder weniger auf die subtropischen Gebiete der Erde beschränkten, teils vom Aussterben bedrohten Palmfarne kommen, und wo sie einst heimisch waren.

Dazu trug das Team Daten aus Fossilienfunden aus der ganzen Welt zusammen und kombinierte die Informationen mit Erbgutanalysen und Analysen zum Erscheinungsbild der Blätter aktueller und einstiger Vertreter. Die heute auffindbaren Arten gelten als die letzten Reste der früher viel artenreicheren Gruppe. Einige werden als „lebende Fossilien“ angesehen, wie die Uni Wien in einer Aussendung zu der im Fachblatt „New Phytologist“ erschienenen Studie mitteilte.

Wanderung über den Erdball

Nun zeichneten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen eine Art Landkarte der biogeografischen Verbreitung der Palmfarne. Wie erwartet, entpuppte sich die Entwicklungsgeschichte als durchaus abwechslungsreich.

Demnach wanderten Palmfarne quasi über den Erdball: Die neuen Berechnungen geben ihren Ursprung im Zeitalter des Karbon, rund 360 bis 300 Millionen Jahre vor unserer Zeit, an. Als Entstehungsort komme der einstige nördliche Teil des Superkontinents Pangea – Laurasien – in Frage. Von dort aus expandierten die Pflanzen in Richtung Süden. Im Jura (ca. 200 bis 145 Millionen Jahre vor unserer Zeit) waren sie dann in großer Zahl auf dem südlichen Großkontinent Gondwana anzutreffen. Zu jener Zeit waren die Pflanzen auch am weitesten verbreitet.

Biogeografische Knotenpunkte

„Wir konnten nachweisen, dass die Antarktis und Grönland sowie Landverbindungen, die heute bereits verschwunden sind, entscheidende biogeografische Knotenpunkte für die Verbreitung der Palmfarne waren“, so Coiro. Eine weltweite Klimaabkühlung während des Neogens vor rund 15 Mio. Jahren brachte dann Bedingungen mit sich, unter denen es die Pflanzen in höheren Breitengraden schwer hatten.

Seither sind sie vor allem in ihrem heutigen Verbreitungsgebiet zuhause, den Subtropen. „Indem wir die historische Biogeografie der Palmfarne verstehen, gewinnen wir wertvolle Erkenntnisse über den Einfluss der Geografie auf die Artbildung und über die Gebiete, die die Artbildung begünstigen“, zeigte sich Coiro überzeugt.