Glühwürmchen (Lambyris noctiluca)
AFP/JASON STEEL
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Studie

Lichtverschmutzung bedroht Glühwürmchen

Die zunehmende Lichtverschmutzung in den Nächten bedroht Glühwürmchen weltweit. Wie eine aktuelle Studie zeigt, können Straßenlaternen und andere künstliche Lichtquellen das Leuchten weiblicher Leuchtkäfer überstrahlen. In der Folge werden sie nicht mehr von Männchen gefunden.

Für Menschen kann künstliches Licht die Nacht zum Tag machen, viele nachtaktive Tiere zahlen hingegen einen hohen Preis für die Beleuchtung – insbesondere solche, die Lumineszenz für die Nahrungs- oder Partnersuche nutzen. Dazu gehören zum Beispiel Leuchtkäfer (Lampyridae), auch Glühwürmchen genannt. Für die soeben im Fachmagazin „Journal of Experimental Biology“ veröffentlichte Studie sammelte ein Forschungsteam der britischen University of Sussex männliche Große Glühwürmchen (Lampyris noctiluca). Im Labor wurden sie in ein Y-förmiges Labyrinth gesetzt, ein grünes LED-Lämpchen simulierte das Leuchten eines weiblichen Tieres.

Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zeichneten dann auf, wie lange die Männchen unter verschiedenen Lichtbedingungen brauchten, um die vermeintlichen Weibchen zu finden. Für die verschiedenen Bedingungen nutzten sie ein weißes Licht, dessen Helligkeit zwischen 25 und 145 Lux lag, wobei 145 Lux dem Licht einer Straßenlaterne entspreche. Das Ergebnis: Während alle Glühwürmchen die grüne LED im Dunkeln fanden, gelang das nur 70 Prozent bei der schwächsten Stufe des weißen Lichts und nur 21 Prozent beim hellsten Licht.

Eine Art Sonnebrille

Mitautorin Estelle Moubarak vermutet, dass das weiße Licht die Männchen blendet, so dass sie den Weg zu ihren potenziellen Partnerinnen nicht oder nur schwer finden. Männliche Große Glühwürmchen hätten große Facettenaugen, die sie mit einem Kopfschild abdecken könnten, der wie eine Sonnenbrille wirke und die Menge des einfallenden Lichtes reduziere. Tatsächlich schirmten die Käfer ihre Augen während 25 Prozent des Versuchs unter Kunstlicht ab, verglichen mit nur etwa 0,5 Prozent der Zeit, wenn das Labyrinth im Dunkeln lag.

„Dass die männlichen Glühwürmchen ihre Augen unter ihrem Kopfschild halten, zeigt, dass sie versuchen, die Exposition gegenüber dem weißen Licht zu vermeiden, was darauf hindeutet, dass sie es nicht mögen“, sagte Studienleiter Jeremy Niven. Die Forschenden schließen, dass der beobachtete Effekt auch bei anderen nachtaktiven Insekten auftreten könnte.