Bergpapagei hält eine schwarze Wäscheklammer im Schnabel
Amalia Bastos
Amalia Bastos
Biologie

Papageien erkennen bekannte Gesichter

Neuseeländische Bergpapageien können bekannte und unbekannte Gesichter unterscheiden, wie Forscherinnen und Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien berichten. Ähnliche Kompetenzen zur Differenzierung kenne man sonst nur von Menschenaffen und Tauben.

Die Tiere können die Differenzierung in „bekannt“ und „fremd“ als Regel erlernen und diese in weiteren Versuchen anwenden.

Elisabeth Suwandschieff und Raoul Schwing von der Abteilung für Vergleichende Kognitionsforschung am Messerli Forschungsinstitut der Vetmeduni Wien arbeiteten in ihrer gemeinsam mit internationalen Kolleginnen und Kollegen durchgeführten Studie mit einer Gruppe von zwölf in Gefangenschaft lebenden Keas. Bisher gibt es laut Schwing nur wenige Studien, bei denen die Fähigkeit von in Gefangenschaft gehaltenen Tieren getestet wurde, zwischen bekannten oder unbekannten Gesichtern von Menschen zu unterscheiden – etwa bei Tauben und bei Menschenaffen.

Die Forscherinnen und Forscher untersuchten, ob auch Keas die Fähigkeiten besitzen, zwischen „bekannt“ und „fremd“ zu unterscheiden und eine übergreifende Kategorie dafür zu bilden. „Die Schwierigkeit der Aufgabe ist nicht zu unterschätzen. Stellen Sie sich vor, Sie müssten anhand von Bildern des Kopfes unterscheiden, ob es sich dabei um einen vertrauten Vogel, den Sie zum Beispiel jeden Tag im Garten füttern, oder um einen fremden Vogel derselben Spezies handelt“, so Suwandschieff.

Erdnüsse als Belohnung

Für ihre Versuche unterteilten sie die Vogelschar in zwei Gruppen und zeigten den Tieren auf einem Touchscreen Fotos von ihnen bekannten und unbekannten Gesichtern. Bei den vertrauten Gesichtern handelte es sich um Personen, die über fünf Jahre häufigen Kontakt mit den Vögel hatten, die Fremden hatten sie dagegen nie zuvor gesehen. Die Personen auf den Fotos hatten alle die Haare nach hinten gebunden und waren in ein weißes Tuch eingehüllt, „damit nicht irgendein Kleidungsstil oder die Frisur bei der Wahl ausschlaggebend ist, sondern nur das Gesicht“, so Schwing. Zudem waren die Fotos aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufgenommen.

Die eine Hälfte der Keas wurde so trainiert, dass sie eine Erdnuss als Belohnung erhielten, wenn sie mit dem Schnabel auf das richtige Bild pickten. Dabei wurde ein Teil der Tiere belohnt, wenn sie das vertraute Gesicht erkannten, ein anderer Teil, wenn sie das unbekannte Antlitz wählten. Die andere Hälfte der Vögel erhielt als Kontrollgruppe völlig zufällig eine Belohnung – „und konnten dadurch auch keine übergreifende Regel erlernen“, so Schwing.

Keas lernten „unglaublich schnell“

Ob die Tiere diese Regel auch in weiterer Folge anwenden können, wurde in einem zweiten Durchgang mit neuen bekannten und unbekannten Gesichtern getestet. „Jene Keas, die zuvor nach klaren Regeln belohnt wurden, haben schneller gelernt, aus den neuen Fotos wieder ‚bekannt‘ und ‚unbekannt‘ richtig zu wählen, als die Kontrollgruppe, die zuvor zufällig eine Erdnuss als Belohnung erhielt“, betonte der Verhaltensforscher. Die Tiere aus der Kontrollgruppe mussten erst lernen, wofür sie belohnt werden – „es hat uns aber überrascht, wie unglaublich schnell sie das gelernt haben“.

Die Studie, die nun im Fachjournal „Open Science“ der Royal Society erschienen ist, zeige, dass „Keas übergreifende Kategorien formen können und sich auf dieser Basis auf neue Situationen einstellen können“, sagte Schwing und wertet dies als „höhere Kognition“. Für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler liefert die Studie „neue empirische Belege für die Fähigkeit der Keas zur abstrakten Kategorisierung“. Mit ihren Fähigkeiten zur abstrakten Kategorisierung und zur Differenzierung stehen die Tiere in einer Reihe mit Menschenaffen und Tauben.