La Roche-Cotard, Loiretal; Die Forscher:innen vor den Zeichnungen
Kristina Thomsen, CC-BY 4.0
Kristina Thomsen, CC-BY 4.0
Europa

Älteste Zeichnungen von Neandertalern gefunden

Archaische Muster an den Wänden der Höhle La Roche-Cotard in Frankreich sind schon länger bekannt gewesen. Nun stellte ein Forschungsteam fest, dass die Wandmalereien von Neandertalern stammen und mehr als 57.000 Jahre alt sind – damit sind sie die ältesten Zeichnungen von Neandertalern in Europa.

Bereits 2008 wurden an den Wänden der Höhle La Roche-Cotard im französischen Loire-Tal Gravuren und fingerartige Spuren aus rotem Ocker als prähistorische Zeichen erkannt, die von Menschenhand stammen müssen. Bisher konnte aber nicht eindeutig geklärt werden, wer diese Zeichnungen hinterlassen hat.

Ein Team um den Archäologen Jean-Claude Marquet von der Universität Tours in Frankreich vermaß diese Muster in der Höhle deshalb noch einmal genau und versuchte, die Entstehung der Kunstwerke aus der frühen Menschheitsgeschichte anhand von Experimenten nachzuvollziehen.

Beispiele für Gravuren, die in der Höhle von Roche-Cotard entdeckt wurden. Links die „kreisförmige Tafel“ (spitz zulaufende Ritzungen) und rechts die „gewellte Tafel“ (zwei zusammenhängende Ritzungen, die gewundene Linien bilden).
Jean-Claude Marquet, CC-BY 4.0
Einkerbungen in der Höhle von Roche-Cotard

Dafür kopierten die Forscherinnen und Forscher die Gravuren in einer anderen, nahegelegenen Höhle mit ganz ähnlichen Gesteinseigenschaften unter Zuhilfenahme von Fingern, Knochen, Holz, Teilen von Hirschgeweihen und Feuerstein, aber auch Metall.

Bewusst geschaffene Kunstwerke

Das Ergebnis dieser Experimente wurde nun im Fachjournal „PLoS ONE“ veröffentlicht. Die Muster an der Höhlenwand sind demnach keineswegs zufällig entstanden – etwa durch Tiere oder bei vorangegangenen Grabungsarbeiten. Sie lassen eindeutig auf wohlüberlegte und bewusst von Menschen geschaffene Kunstwerke schließen.

Weitere Untersuchungen der Gesteinsablagerungen in La Roche-Cotard ergaben, dass die Höhle vor rund 57.000 Jahren durch Sedimenteintrag vollständig verschlossen wurde und bis zu ihrer Wiederentdeckung im 19. Jahrhundert unzugänglich war. Laut Marquet ist das der zweifelsfreie Beweis, dass die Höhlenzeichnungen von Neandertalern geschaffen wurden. Denn der Nachfolger der Neandertaler, der Homo Sapiens, war erst etwa 3.000 Jahre später erstmals in Westeuropa anzutreffen. Entstanden sind die Höhlenzeichnungen wohl vor 57.000 bis 75.000 Jahren, schätzt der Experte für prähistorische Archäologie.