Henrietta Egerth, Geschäftsführerin der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG), und Heinz Faßmann, Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
ÖAW/Martin Hörmandinger
ÖAW/Martin Hörmandinger
Teuerung

Appell für „500 Mio. Euro mehr“ für Forschung

Die Teuerung wirkt sich auch auf die Wissenschaft in Österreich aus. Zusätzliche 500 Mio. Euro für Forschungsausgaben zwischen 2024 und 2026 forderten daher am Freitag die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).

Hohe Personalkosten, aber auch Energie- und Baukosten in den Jahren 2022 und 2023 würden die Forschungseinrichtungen bereits ihre Reserven auflösen lassen, so ÖAW-Präsident Heinz Faßmann vor Journalisten. So gehe etwa ohne Strom in der Quantenphysik nichts, auch die Molekularbiologie sei durch Kühlungsbedarf energieintensiv.

Gemeinsam mit der Geschäftsführerin der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, Henrietta Egerth, sprach er sich für einen Budgetnachtrag zum „Pakt für Forschung, Technologie und Innovation“ (FTI-Pakt) für 2024 bis 2026 in Höhe von 500 Mio. Euro aus. Der Pakt ist derzeit mit fünf Mrd. Euro ausgestattet.

“Zähheit der Inflation unterschätzt“

Laut Forschungsfinanzierungsgesetz (Fofinag) muss die Bundesregierung alle drei Jahre einen FTI-Pakt beschließen. Darin werden basierend auf der FTI-Strategie der Bundesregierung die forschungs- und innovationspolitischen Schwerpunkte definiert und das Budget für die wichtigsten Förderagenturen und Forschungseinrichtungen – derzeit sind elf Einrichtungen inklusive der ÖAW und FFG inkludiert – für drei Jahre fixiert.

Die FFG und ÖAW formulierten dabei ihren Appell am Freitag als „Repräsentanten der anwendungsorientierten, wirtschaftsnahen Forschung und der anwendungsoffenen Grundlagenforschung in Österreich, um auf ein größeres Problem im Zusammenhang mit Inflation und Forschungsfinanzierung aufmerksam zu machen“.

Die „vorsichtig berechnete“ Summe von 500 Mio. Euro und damit rund zehn Prozent des mit 5,05 Mrd. Euro ausgestatteten FTI-Paktes für die kommenden drei Jahre solle helfen, um in der Forschung eine „Rückkehr zum Mittelmaß“ zu vermeiden. Bei der Erstellung des Forschungsbudgets im Vorjahr hätten „alle die Höhe und die Zähheit der Inflation unterschätzt“, so Faßmann. Die Teuerung werde die Forschung noch länger begleiten, das Pakt-Budget sei damit nicht ausreichend.

Für Grundlagen- und angewandte Forschung

Die geforderte Summe verteilt sich dabei zu gleichen Teilen auf Grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung: „Die Grundlagenforschung benötigt einen Nachschlag von zumindest 250 Mio. Euro für die kommenden drei Jahre zusammengerechnet“, sagte Faßmann. Auch für die angewandte außeruniversitäre Forschung bezifferte Egerth einen notwendigen Zuschlag von 250 Mio. Euro. Ohne diesen müsse man Forschung und Nachwuchsförderung zurückfahren und „den erfolgreichen Weg in Richtung Spitze“ verlassen.

Das Pakt-Budget für 2024-26 sieht die FFG-Geschaftsführerin grundsätzlich positiv, verwies aber auf das Risiko, ohne Nachbesserung auch unternehmerische Forschung und Wohlstand zu verlieren. „Wir wissen, dass wir mit weniger Budget weniger Projekte fördern können“, so die FFG-Geschäftsführerin. Mit weniger umgesetzten Projekten drohe letztlich auch, die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Österreich sowie gute Leute im Zuge eines „Brain Drain“ zu verlieren.

Deutliche Budgetsteigerung

Mit den 5,05 Mrd. Euro im FTI-Pakt für 2024-26 sind für die zentralen Forschungsförderagenturen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen bereits rund 31 Prozent mehr als in den Jahren 2021-23 (3,86 Mrd. Euro) vorgesehen. Darin stecke aber auch das bereits erhöhte Budget für das Institute of Science and Technology (IST) Austria sowie das Budget für Quantum Austria als besonders Förderanliegen, relativierte Faßmann die Erhöhung. Die reale Steigerung liege bei 22 bis 23 Prozent. Doch insbesondere die Entwicklung der Lohnausschüsse zeige, dass sich „dies am Ende des Weges nicht ausgeht“.

Unabhängig von der Kostensteigerung ergeben sich zudem viele neue Themen und Herausforderungen, ergänzte Egerth. So etwa die Transformation der Wirtschaft oder der „Green Deal“, wo Finanzierung zur Verfügung gestellt werden müsse. Man müsse nun ein sehr viel breiteres Portfolio abdecken.

Für ihre Forderung eines Budgetnachtrages orteten sowohl Faßmann wie auch Egerth bei den drei mit Forschungsagenden betrauten Ressorts durchaus Verständnis. Der Appell für eine zehnprozentige Erhöhung des FTI-Pakt-Budgets, aufgeteilt auf drei Jahre, sei eine „moderate“ Forderung, „basierend auch einem realistischen, pragmatischen Verantwortungsgefühl“, so Faßmann. Ohne die Budgeterhöhung verlasse die Forschung den gesetzlich vorgegebenen Wachstumspfad.