Einsatzkräfte der Feuerwehr haben im August 2022 am Anninger im Wienerwald einen großflächigen Waldbrand verhindert.
APA/FF GAADEN
APA/FF GAADEN
Brandgefahr

Richtiges Verhalten im trockenen Wald

In heißen Perioden wie jetzt kühlt der Wienerwald die Stadt Wien um bis zu sechs Grad ab. Ein großflächiger Brand wäre aus diesen und anderen Gründen also fatal. Die Einsatzkräfte sind auf den Ernstfall jedenfalls vorbereitet – das Einhalten ein paar weniger, einfacher Regeln während des Waldbesuchs ist aber dennoch unabdingbar.

Mitte Juli hatte die Stadt Wien eine Waldbrandverordnung verhängt, in der das Hantieren mit offenem Feuer und auch das Rauchen in Waldgebieten und am Waldrand untersagt wurde. Nach den ausgiebigen Regenfällen in den vergangenen Wochen ist die Verordnung aktuell nicht mehr aufrecht, in längeren Hitze- und Trockenphasen könnte die Waldbrandgefahr aber schnell wieder ansteigen. Die Forstdirektionen in Ostösterreich warnen aufgrund der anstehenden Hitzetage daher weiterhin vor erhöhter Brandgefahr – zahlreiche Waldbrandverordnungen sind dort immer noch in Kraft.

“Es kommt ganz auf die örtlichen Situationen an – wie lange es vorher trocken war, aber auch darauf, wie viel Wind geht, da Wind den Boden sehr schnell austrocknen kann. Es gibt natürlich Peaks im Sommer weil es dann meistens heiß und trocken ist, aber grundsätzlich kann das ganze Jahr über Waldbrandgefahr herrschen“, erklärt der Wiener Forst- und Klimadirektor Andreas Jansukovecz gegenüber science.ORF.at. Mit den Hitzetagen der nächsten Zeit wird sich auch die Brandgefahr in Regionen wie dem Wienerwald wieder erhöhen.

Gefahr: Trockene Böden

Dabei sei gerade in den Waldgebieten um Wien die Ausgangslage noch ein bisschen besser als in vielen anderen Regionen Österreichs. „Im Wienerwald haben wir den Vorteil, dass es sich meistens um einen Mischwald mit sehr vielen Buchen, also Laubbäumen handelt. Und in einem Laubwald ist die Waldbrandgefahr generell geringer als in Monokulturen oder reinen Nadelwäldern“, so der Klimadirektor. Im laubbedeckten Boden bleibt die Feuchtigkeit der jüngsten Regenfälle potenziell länger gespeichert. Wie lange sie dort erhalten bleibt, hänge jedoch stark vom Wetter der kommenden Tage und Wochen ab.

Regeln beachten, Brände vermeiden

Da die Waldbrandgefahr schnell wieder steigen kann, sei es unabdingbar, dass Waldbesucherinnen und -besucher die Regeln der Brandverordnung ernst nehmen – auch, wenn sie aktuell nicht aufrecht ist. Offene Lagerfeuer seien sowieso verboten, aber auch einzelne Funken können schnell zum Problem werden, wenn die Böden wieder austrocknen. „Schon ein kleiner unachtsam weggeworfener Zigarettenstummel kann großflächige Brände auslösen“, sagt der Klimadirektor. Raucherinnen und Rauchern legt der Experte nahe, im Wald auf den Konsum von Zigaretten zu verzichten oder zumindest Taschenaschenbecher mitzunehmen, mit dem die Stummel gesammelt und später sicher entsorgt werden können.

Ein weiterer wichtiger Punkt, an den viele Personen nicht denken, den es aber unbedingt zu beachten gilt, sei die Art der Anreise. „Ein heißer Auspuff eines Fahrzeugs, das in einer Wiese am Waldrand abgestellt wird, kann sehr schnell zu Wiesenbränden führen, die in weiterer Folge natürlich zu einem großen Waldbrand anwachsen können“, sagt er.

Rauch sofort melden

Waldbrände, die durch Missachtungen der Regeln entstanden, gab es im Wienerwald heuer jedoch glücklicherweise noch kaum. „Wir hatten ein paar kleinere Brände, die aber von unseren Einsatzkräften sehr schnell gelöscht werden konnten“, so Januskovecz.

Mitglieder von sieben Feuerwehren aus den niederösterreichischen Bezirken Mödling und St. Pölten waren am Sonntagnachmittag, 27. Oktober 2019, im Bereich Sulz im Wienerwald und Purkersdorf im Einsatz, um einen Waldbrand zu bekämpfen
MATHIAS SEYFERT/WWW.BFK-MOEDLING
Die Feuerwehr war im Oktober 2019 im Bereich Sulz im Wienerwald und Purkersdorf im Einsatz, um einen Waldbrand zu bekämpfen

Dass auf die kleineren Brände schnell reagiert und Schlimmeres verhindert werden konnte, liegt laut dem Wiener Klimadirektor unter anderem an der genauen Überwachung der aktuellen Gefahrenlage. Ein großer Teil davon geht auf das österreichweite Monitoring vonseiten der GeoSphere Austria zurück. “Der zweite, aber ebenso wichtige Teil ist die Beobachtung vor Ort. Die Försterinnen und Förster der Stadt Wien sind tagtäglich draußen unterwegs und haben das beste Gespür dafür“, erklärt er.

Auch dabei seien aber Waldbesucherinnen und -besucher gefragt, aufmerksam zu sein. „Das Wichtigste bei einem Waldbrand ist immer Schnelligkeit – wenn ich also Rauch aufsteigen sehe, sollte ich das jedenfalls gleich melden (Anm.: Notrufnummer 122). Auch dann, wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob das jetzt ein Waldbrand ist, ein illegales Lagerfeuer oder irgendetwas anderes“, sagt Januskovecz.

Einsatzkräfte gut vorbereitet

Im Ernstfall seien aber auch die logistischen Herausforderungen eines großen Brandeinsatzes nicht zu unterschätzen. Wo gibt es Wege, die mit Einsatzfahrzeugen befahrbar sind, wo können große LKWs umdrehen und wo könnten bei großflächigen Bränden Hubschrauber landen? Bei Einsätzen im Wienerwald sei all das klar geregelt. „Wir haben gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr Wien aber auch den Freiwilligen Feuerwehren der Region bereits richtig gute Pläne ausgearbeitet“, sagt der Wiener Klimadirektor.

Die Einsatzkräfte seien also für den Ernstfall gewappnet – regelmäßige Übungen tragen außerdem dazu bei, dass bei den Brandeinsätzen und der Zusammenarbeit mehrerer Einsatzorganisationen alles glatt läuft.

Kein Wald, heißere Stadt

Künftig könnten die Einsatzkräfte noch mehr zu tun bekommen, denn die Klimaerwärmung macht sich auch in den Waldgebieten um Wien bemerkbar. „Wir Förster beobachten schon seit zwei bis drei Jahrzehnten, dass es immer trockener wird“, sagt Januskovecz.

Es sei daher auch zu erwarten, dass die Waldbrandgefahr in den kommenden Hitzesaisonen weiter ansteigt. Sollte es tatsächlich irgendwann dazu kommen, dass große Teile des Wienerwaldes abbrennen oder aufgrund anderer Probleme verschwinden, hätte das auch umfangreiche Folgen für die Wienerinnen und Wiener.

„Vor allem in heißen Perioden kühlt der Wienerwald große Teile der Stadt um bis zu sechs Grad ab. Dieser Effekt würde sich – je nach ‚Ausfallintensität‘ – verringern“, stellt Januskovecz klar. Der Wienerwald habe aber auch eine wichtige Rückhaltefunktion bei Starkregen. „Es käme zu mehr Hochwasserereignissen und der Beeinträchtigung von noch bestehenden Waldgebieten, die dann weniger Wasser und Luftfeuchte zur Verfügung haben“, erklärt er.

Nicht zu vergessen sei in dem rein hypothetischen Szenario aber auch, dass der Wienerwald ein wichtiger Lebensraum für viele Tierarten ist. Großflächige Brände würden etwa mit einem „gravierenden Verlust der Biodiversität“ einhergehen und viele Wildtiere heimatlos machen. Auch die Erholungsfunktion des Wienerwalds würde dann schwinden. „Wer geht im Sommer schon gerne in der vollen Sonne durch eine verkohlte Landschaft?“, so Januskovecz.