Zeithistorikerin Heidemarie Uhl ist nach kurzer Krankheit im Alter von 66 Jahren verstorben
APA/ÖAW/DANIEL HINTERRAMSKOGLER
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Todesfall

Zeithistorikerin Heidemarie Uhl verstorben

Die österreichische Zeithistorikerin Heidemarie Uhl ist nach kurzer Krankheit am 11. August 2023 im Alter von 66 Jahren verstorben, wie die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) bestätigte. Die renommierte Wissenschaftlerin war am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der ÖAW tätig und lehrte an den Universitäten Wien und Graz.

Noch im Jänner 2023 hatte die Akademie unter der Koordination der Historikerin ihren neuen Forschungsschwerpunkt „Antisemitismus der Gegenwart“ lanciert. Für Uhl war die im internationalen Vergleich „späte Gründung eine Chance“, wie sie damals sagte. Die ÖAW gedachte Uhl in einer Aussendung am Montag am späten Nachmittag.

Heidemarie Uhls Forschung hat sich auf die Themen Gedächtniskultur und Gedächtnispolitik konzentriert. Der Fokus ihrer Arbeit lag insbesondere auf dem Zweiten Weltkrieg. Sie habe wesentlich dazu beigetragen, die Rolle Österreichs im Nationalsozialismus kritisch zu reflektieren und die Erinnerung an die Verbrechen des Holocaust in der öffentlichen Debatte wach zu halten, teilte die ÖAW mit. Dabei hat sich Uhl auch immer wieder bisher wenig in Wissenschaft und Öffentlichkeit beleuchteten Aspekten der Geschichte der „Shoah“ gewidmet, zuletzt etwa in der Open Air-Ausstellung „Das Wiener Modell der Radikalisierung. Österreich und die Shoah“ am Wiener Heldenplatz, bei der Wien als Experimentierfeld des Antisemitismus ab 1938 thematisiert wurde.

„Außergewöhnliche Forscherin“

ÖAW-Forscherin Uhl war als Gastprofessorin u.a. an der Hebrew University in Jerusalem und der Stanford University in den USA tätig. Sie war Mitglied vieler Gremien im In- und Ausland, darunter der „Austrian Delegation to the IHRA International Holocaust Remembrance Alliance“ und des Beirats zur Errichtung von Gedenk- und Erinnerungszeichen der Stadt Wien. Die Gründung des „Hauses der Geschichte Österreich“ sei nicht zuletzt von ihrem Engagement getragen gewesen, so die ÖAW.

ÖAW-Präsident Heinz Faßmann gedachte der im steirischen Feldbach geborenen Uhl als „außergewöhnliche Forscherin und hoch geschätzte Kollegin“. Ihr Tod hinterlasse eine schmerzliche Lücke in der wissenschaftlichen Gemeinschaft an der Akademie und weit darüber hinaus. „Jeder, der Heidemarie Uhl kannte, hat ihre herausragende wissenschaftliche Kompetenz ebenso geschätzt wie ihre positive Ausstrahlung und ihr Engagement für den Dialog“, so Faßmann.

Heidemarie Uhl hat auch einige zeithistorische Gastbeiträge für science.ORF.at verfasst.