Wasser, Regen, Grundwasser
Kybele – stock.adobe.com
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Grundwasserspeicher

Große regionale Unterschiede

Die Grundwasserspeicher in Österreich sind am Ende des sehr heißen Sommers zwar ausreichend gefüllt, von einem sehr guten Zustand kann an vielen Orten aber nicht die Rede sein. Bei der Höhe der Pegelstände gibt es zudem große regionale Unterschiede – vor allem zwischen dem Osten und dem Süden des Landes.

Vor allem am Ostrand der Alpen und im Osten Österreichs liegen die Pegelstände der Grundwasserkörper vielerorts noch immer unter dem langjährigen Mittel. Im Süden des Landes, wo in den vergangenen Wochen teilweise enorme Niederschlagsmengen zusammengekommen sind, hat der Grundwasserspiegel hingegen an manchen Messstellen derzeit einen historischen Höchststand.

Doch davon dürfe man sich nicht täuschen lassen, sagt Roman Neunteufel, Experte für Wasserversorgung an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien: „Natürlich sehen wir jetzt in Gebieten, wo es so stark geregnet hat, dass die Grundwasserstände sprunghaft nach oben gegangen sind. Allerdings kann dieser Zustand je nach Grundwasserkörper auch rasch wieder abnehmen.“

Denn kleinere Grundwasserspeicher, wie etwa in Kärnten und im Süden der Steiermark, steigen rasch, fallen aber auch innerhalb von ein bis zwei Monaten wieder stark ab. Die momentan hohe Grundwasserreserve ist also nur bedingt nachhaltig.

Große Reservoirs profitieren länger

Anders ist die Situation bei großen Grundwasserkörpern. „Die können von solchen Niederschlagsereignissen oder von überdurchschnittlichen Niederschlägen durchaus ein halbes Jahr bis zu einem Jahr profitieren“, so Neunteufel gegenüber science.ORF.at. Denn ein großer Grundwasserkörper reagiere bei starkem Niederschlag nicht innerhalb von Tagen oder Wochen – die Zuflüsse in den Grundwasserkörper passieren langsam.

Als Beispiel nennt der Experte den Grundwasserkörper Südliches Wiener Becken – eines der größten Grundwasservorkommen Österreichs. Dieser sei Anfang des Jahres noch an einem Tiefststand gewesen. „Dann hat es auch im Osten im Frühjahr ausreichend viel und lang geregnet, sodass sich der vormals sinkende Trend über Monate umgekehrt hat.“ Der Grundwasserspiegel sei wieder gestiegen und nun auf „einem normalen Minimumstand“.

Wenig Mehrwert durch Starkregenereignisse

In Kärnten, im Süden der Steiermark und im Südburgenland sei die Grundwassersituation wesentlich besser, nur seien dort manche Grundwasserkörper „nicht so groß und nicht so träge“. Dadurch reagierten sie zwar schneller, das Grundwasser fließt dort aber auch schneller wieder ab. „Das heißt, wenn Regenfälle in Zukunft nicht mehr so gleichmäßig auftreten, wie wir es aus der Vergangenheit kennen, wird es trotz steigender Niederschlagsereignisse einen schlechteren Zustand der Grundwasserverfügbarkeit in Österreich geben“, so Neunteufel.

Überflutung der Dornbirner Ach in Vorarlberg
APA/Dietmar Stiplovsek
Starkregenereignisse führen zu Überflutungen, aber füllen die Grundwasserspeicher kaum

Hinzu kommt, dass Starkregenereignisse für die Grundwasserbildung wenig Mehrwert haben. Solch enorme Wassermassen fließen großteils oberflächlich ab, was zu Überflutungen führt, aber die Grundwasserreserven kaum auffüllt. Starkregen birgt sogar eher die Gefahr, dass das Grundwasser verunreinigt wird. „Bei Hangrutschungen kommen Verschmutzungen von der Oberfläche leichter ins Grundwasser. Wenn es vorher auch noch recht trocken war, kann bei großen Überschwemmungen durch Trockenrisse im Boden Wasser schneller einsickern und Verunreinigungen in den Grundwasserkörper bringen“, so Neunteufel.

Bis solche – oft bakteriologische – Verunreinigungen im Grundwasser wieder abgebaut sind, dauert es mindestens 30 Tage. Erst dann wäre das Grundwasser wieder genießbar. Von Gesetzesseite sind in Wasserschutzzonen im Umkreis von Trinkwasserentnahmestellen 60 Tage Wartezeit vorgeschrieben, bis das Wasser nach wetterbedingten Verunreinigungen wieder genutzt werden darf.

Risiko von Verunreinigung durch Fichten

Fichten sollen in solchen Schutzzonen übrigens nicht gepflanzt werden. Als Flachwurzler sind sie bei Stürmen anfällig für Windwurf, reißen den Oberboden auf und tragen somit auch zur Gefahr von Grundwasserverunreinigungen bei. Denn gesundheitsschädliche Keime bleiben vor allem in den ersten zwanzig Zentimetern eines gut durchfeuchten Bodens hängen. „Ein ungestörter Oberboden, wie zum Beispiel Graslandschaft, hat eine sehr gute Filtrationswirkung“, so Neunteufel.

Die Grundwasserneubildung hänge aber vor allem von den Niederschlägen im Herbst und speziell im Winter ab. Ein schneereicher Winter wäre notwendig, um den Grundwasserspiegel nachhaltig anzuheben. In Gefahr seien die Trinkwasserressourcen in Österreich dennoch nicht, so Neunteufel. Denn für den Fall des Falles gebe es ausreichend Reserven.