Eine Ärztin auf einer Intensivstation
ORF
ORF

Großteil „wegen“, nicht „mit“ Covid-19 im Spital

Eine aktuelle Analyse der Spitalsauslastung in den vergangenen drei Jahren zeigt, dass der Großteil der coronaviruspositiven Patientinnen und Patienten wegen einer Covid-19-Erkrankung ins Spital kam, Zufallsdiagnosen waren viel seltener der Fall. Die Analyse zeigt auch, wie sich Impfung und Lockdowns auf die Spitalskapazitäten auswirkten – nämlich positiv.

Im Februar 2020 gab es die erste laborbestätigte SARS-Coronavirus-2-Infektion in Österreich. In den darauffolgenden drei Jahren waren mehr als 135.000 Patientinnen und Patienten wegen einer Covid-19-Erkrankung bzw. mit einer Coronavirus-Infektion stationär in Österreichs Spitälern. Die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), das nationale Forschungs- und Planungsinstitut für das Gesundheitswesen, hat nun eine neue Analyse zu den Spitalsaufenthalten vorgelegt. Und diese lässt auch Rückschlüsse auf die Wirksamkeit der Coronavirus-Maßnahmen zu.

Der überwiegende Teil der CoV-positiven Menschen, das zeigt die Analyse, war in den vergangenen drei Jahren wegen Covid-19 im Spital, hatte also die Hauptdiagnose Covid-19 oder eine damit verbundene Hauptdiagnose, wie eine virale Lungenentzündung. Covid-19 und damit verbundene schwere Erkrankungssymptome waren bei bis zu 78 Prozent der Hospitalisierten die Ursache des Krankenhausaufenthalts. Das heißt, nur ein kleiner Teil der Patientinnen und Patienten war mit einer erst dort festgestellten Covid-19-Infektion als Nebendiagnose im Spital, etwa nach einem Knochenbruch oder wegen einer Geburt.

Verlaufskurve zeigt Immunisierung

Die Analyse der GÖG zeichnet auch nach, wie sich die Hospitalisierungsraten im Verlauf der Pandemie und der unterschiedlichen Virusvarianten verändert haben. So stiegen die Hospitalisierungsraten beim Wechsel der Alpha-Variante zur gefährlicheren Delta-Variante im Sommer 2021 relativ zu den Infektionszahlen nicht an, so Florian Trauner von der GÖG bei einem Pressetermin am Donnerstag in Wien.

Lag die Hospitalisierungsrate aller erfassten Infektionen bei der Alpha-Variante noch bei 6,6 Prozent, sank sie mit Delta auf drei Prozent ab. „Daraus lässt sich schließen, dass ein externer Faktor, wie die Immunität, die in der Bevölkerung angestiegen ist durch natürliche Infektion oder auch durch Impfung, hier einen protektiven Effekt haben musste“, so Trauner. Mit Beginn der Delta-Phase war zumindest die Hälfte der Bevölkerung über zwölf Jahre zweimal geimpft. Ob die Hospitalisierten selbst geimpft oder genesen waren bzw. welche Vorerkrankungen vorlagen, wisse man allerdings nicht. Es gebe nach wie vor keine verknüpften Datensätze.

Lockdown verhinderte Überlastung

An der Entwicklung der Spitalsauslastung lasse sich auch die Wirkung von Lockdowns ablesen, sagt Florian Bachner, Leiter der Abteilung Gesundheitsökonomie und -systemanalyse bei der GÖG. Im Winter 2021 kam es anders als im Jahr davor nicht mehr zu einer systemkritischen Überschreitung der Auslastungsgrenzen der Normalstationen und Intensivstationen. „Damals war es so, dass schon vorab Lockdowns verhängt wurden, die verhindert haben, dass diese Werte des Herbstes 2020 erreicht werden konnten“, sagt Bachner.

Bei Covid-19-Patientinnen und -Patienten liegt die systemkritische Auslastungsgrenze bei Normalstationen unter zehn Prozent, bei Intensivstationen unter 33 Prozent. Im November 2020 wurden diese Grenzen überschritten: Das Maximum auf der Normalstation lag bei 12,2 Prozent, das Maximum auf der Intensivstation bei 35,5 Prozent.

Nicht mit Grippe zu vergleichen

Die Daten zur Spitalsauslastung zeigen auch, dass die jährlich wiederkehrenden Grippewellen zu wesentlich weniger Krankenhausaufenthalten führen als das bei schweren Covid-19-Wellen der Fall war, gerade im Bereich der Intensivstationen. In sehr schlimmen Influenzajahren lagen zwischen 100 und 150 Personen gleichzeitig auf Intensivstationen in Österreich, so Bachner. In der Pandemie waren das bis zu 700 Covid-19-Patientinnen und Patienten. In den Herbst blickt der Gesundheitsökonom vorsichtig optimistisch – wegen der derzeit zirkulierenden Virusvarianten und der Immunität in der Bevölkerung.