Ältere Frau auf einer Couch schaut aus dem Fenster
Vadim Pastuh/stock.adobe.com
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Langzeitfolgen

Zu viel Sitzen fördert Demenz

Zu viel Sitzen ist ungesund, nicht nur für den Körper, auch für den Geist, wie eine aktuelle Studie zeigt: Über 60-jährige Personen, die am Tag zehn Stunden oder mehr sitzen, haben ein erhöhtes Risiko für Demenz.

Am Computer, im Auto oder vor dem Fernseher – viele Menschen verbringen einen großen Teil ihres Lebens sitzend, nicht nur bei der Arbeit, sondern auch in der Freizeit. In den USA verbringt laut einer Studie aus dem Jahr 2019 etwa mehr als die Hälfte aller Erwachsenen 9,5 Stunden täglich im Sitzen, außerdem 80 Prozent ihrer Freizeit. Auch in Europa nehmen die täglichen Sitzzeiten laufend zu, wie eine Studie aus 2020 unterstreicht.

Dabei gibt es zahlreiche Belege dafür, dass ein sitzender Lebensstil unter anderem zu einer Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einer kürzeren Lebensdauer beitragen kann. Ob Sitzen auch den geistigen Abbau begünstigt, sei nicht so eindeutig belegt, schreiben die Forscher und Forscherinnen um David A. Raichlen von der University of Southern California. Für die soeben im Fachmagazin „JAMA“ veröffentlichte Studie hat das Team einen umfassenden Datensatz auf einen möglichen statistischen Zusammenhang untersucht.

Britische Langzeitstudie

Die Daten stammen aus der UK Biobank. Im Rahmen dieser britischen Langzeitstudie haben knapp 50.000 über 60-jährige Personen zwischen 2013 und 2015 eine Woche lang rund um die Uhr einen Fitnesstracker getragen. Zu diesem Zeitpunkt hatte keiner eine Demenz-Diagnose.

Mit Hilfe automatisierter Analysemethoden erfassten die Forscher und Forscherinnen, wie viel Zeit die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sitzend beziehungsweise bewegungslos verbrachten – Schlafzeiten wurden abgezogen. In die Analyse floss auch mit ein, ob die Ruhezeiten am Stück oder mit Unterbrechungen stattfanden. Zusätzlich wurden demographische Daten wie Alter, Geschlecht und Bildung, der Lebensstil (Sport, Ernährung, Rauchen oder Alkohol) sowie die psychische Verfasstheit erhoben. Etwa sechs Jahre später hatten 414 Personen eine Demenz-Diagnose erhalten.

Unterbrechungen ohne Einfluss

Die statistischen Berechnungen ergaben, dass Personen, die mehr als zehn Stunden am Tag sitzen, ein etwas höheres Risiko für Demenz haben als jene, bei denen es in Summe weniger als 9,5 Stunden sind. Mit jeder Ruhestunde steigt das Risiko weiter. Einflussfaktoren wie Sport oder Ernährung spielen laut der Studie keine Rolle.

Außerdem sei es egal, ob man zehn Stunden am Stück sitzt oder immer wieder aufsteht. „Viele von uns kennen die Empfehlung, dass man alle 30 Minuten aufstehen oder herumgehen soll“, wie Raichlen in einer Aussendung zur Studie ausführt. Für das Demenzrisiko dürfte aber nur die absolute Zeit entscheidend sein.

Besonders Menschen mit Bürojobs sollten laut dem Forscher daran denken, sich genug zu bewegen. Es brauche allerdings noch mehr Forschung, um festzustellen, ob es sich tatsächlich um einen kausalen Zusammenhang handelt und ob man mit mehr körperlicher Aktivität Demenz vorbeugen kann.