Ferenc Krausz nach Verkündigung des Physiknobelpreises 2023 am Max-Planck-Institut für Quantenoptik
AFP – CHRISTOF STACHE
AFP – CHRISTOF STACHE

Krausz: „Nobelpreis gebietet große Demut“

Der an ihn vergebene Physiknobelpreis „gebietet große Demut“, sagte der österreichisch-ungarische Physiker Ferenc Krausz am Dienstag. Er dankte seiner Familie und seinen Lehrern, „von der Volksschule weg bis an die Universität in Ungarn“, die ihn letztlich dazu bewegt hätten, Physik zu seinem Leben zu machen.

Krausz sprach bei einer Pressekonferenz von einem überwältigenden Gefühl. Besonders bedankte er sich bei seinem Team, seinen Mitstreitern und Mitstreiterinnen – „beginnend in Wien“, wo er grundlegende Arbeiten, die zum Nobelpreis führten, an der Technischen Universität Wien (TU) durchführte, und „fortgesetzt in München“, wo er am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching und an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München forscht.

Speziell bedankte er sich bei Arnold Schmidt, emeritierter Professor der TU Wien und damaliger Mentor des Forschers, der ihm auch alle Freiheiten für seine Arbeit eröffnet habe.

Bei „Tag der offenen Tür“ überrascht

Als Krausz den Anruf aus Stockholm am Vormittag entgegennahm, saß er gerade noch zu Hause bei Vorbereitungen des „Tages der offenen Tür“, der am Dienstag an seinem Institut stattfand. Er habe seither versucht herauszufinden, ob das die Realität sei – „es gibt mittlerweile gewisse Hinweise, dass dies die Realität ist“.

Krausz über seinen Nobelpreis

Der österreichisch-ungarische Physiker Ferenc Krausz erhält den Nobelpreis für Physik. Krausz wird für richtungweisende Forschungen zu ultrakurzen Lichtimpulsen ausgezeichnet. Er spricht unter anderem darüber, wie groß die Überraschung der Auszeichnung für ihn war.

Seine Forschung verglich er am Max-Planck-Institut für Quantenoptik am Dienstagnachmittag vor der Presse mit „Schnellfotografie“. Mit den entwickelten Methoden wäre es nun möglich, „allerschnellste Bewegungen außerhalb der Atomkerne in Echtzeit zu verfolgen“, so habe man quasi Werkzeuge für eine „Attosekunden-Kamera“ bereitgestellt.

Weiterer Physiker hätte Preis verdient

Krausz würdigte auch die Leistungen seiner Kolaureaten, Anne L’Huillier und Pierre Agostini, sprach aber auch die Leistungen von Paul Corkum von der Universität Ottawa (Kanada) an, der die Auszeichnung – hätte es das Reglement der Nobelpreis-Akademie zugelassen, die die maximale Anzahl von Laureatinnen und Laureaten auf drei Personen begrenzt – „mit verdient hätte“.

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Im Vorjahr wurde Krausz für seine Beiträge zur Attosekundenphysik gemeinsam mit L’Huillier sowie mit Corkum mit dem renommierten Wolf-Preis in Physik ausgezeichnet.

Anwendungen in Medizin und Elektronik

„Elektronen sind allgegenwärtig“ – im biologischen Leben wie auch im technischen Leben, sagte Krausz, der sich jüngst in Forschungsprojekten auch mit der Anwendung seiner Methode in der Medizin, zur Erkennung von Krankheiten in frühen Stadien, befasst – auch wenn das noch ein weiter Weg sei.

Ein besseres Verständnis der Elektronenbewegungen, wie es nun die heuer mit dem Physiknobelpreis gekürten Methoden ermöglichen, könnten aber auch in der Elektronik zu einer erheblichen Steigerung der Leistungsfähigkeit führen, indem die Geschwindigkeit, mit der Strom ein- und ausgeschaltet werden kann, erhöht wird.

Günter Mayr (ORF) zum Physiknobelpreis

Wissenschaftsexperte Günter Mayr (ORF) ist zu Gast im Studio. Mit Ferenc Krausz wurde auch 2023 ein Österreicher mit dem Physiknobelpreis gewürdigt – nach dem Quantenforscher Anton Zeilinger im Vorjahr.

Unvergesslicher Moment 2001

Ihn fasziniere, Neues zu entdecken, das vorher niemand gesehen bzw. man noch nicht verstanden hat. 2001 gelang es Krausz und seinem Team an der TU Wien zum ersten Mal, aus extrem ultraviolettem Licht einzelne Lichtblitze im Attosekundenbereich zu erzeugen und zu messen.

Das sei ein „unvergesslicher Moment gewesen“. Rückblickend auf seine Forschung habe es sich gelohnt, sich niemals entmutigen zu lassen – auch nicht nach Rückschlägen. Das Verfolgen von Ideen und das Dranbleiben sei auch etwas, was er der nächsten Generation mitgeben wolle.