Weintrauben in der Sonne
dpa/Daniel Bockwoldt
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Studie

Wein profitiert von wärmerem Klima

Milde, nasse Winter und heiße, trockene Sommer sind die idealen Bedingungen für guten Wein. Die Klimaerwärmung könnte sich in vielen Regionen daher positiv auf die Weinqualität auswirken – dabei gibt es aber auch Haken, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Die Temperaturen steigen und das stellt auch die Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Erst in dieser Woche erschien eine Studie, nach der Hopfen durch die Klimaerwärmung immer stärker unter Druck gerät: Die Erträge gehen zurück und sogar der typische Geschmack des Bier steht auf dem Spiel. Bei Wein sieht die Sache hingegen anders aus, zeigen britische Studiendaten.

Der Geschmack von Wein wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst: Von der Bodenqualität über die Ausrichtung der Reben und dem Wetter in der Wachstumsphase bis hin zur späteren Verarbeitung spielen zahlreiche Details eine Rolle. „Die Trauben derselben Rebe können von einem Jahr auf das andere komplett anders schmecken“, sagt der Botaniker Andrew Wood von der Universität Oxford im Gespräch mit science.ORF.at.

Suche nach idealen Bedingungen

Im Rahmen seiner Doktorarbeit wollte Wood klären, wie stark die Weinqualität auch vom Klima abhängt und welche Wetterbedingungen für besonders hochwertige Erträge sorgen. Dazu analysierte er Weinkritiken aus dem Zeitraum von 1950 bis 2020 und verglich sie anschließend mit Klimadaten aus dem bekannten französischen Weinbaugebiet Bordeaux.

In der aktuell im Fachjournal „iScience“ präsentierten Studie zeigt Wood zusammen mit Kolleginnen und Kollegen, dass die Weine aus Bordeaux im Laufe der Zeit immer besser bewertet wurden. „Das kann mehrere Gründe haben, zum Beispiel, dass sich die Herstellung grundsätzlich verändert hat und immer mehr Technologie eingesetzt wurde, oder auch, dass die Erfahrung der Weinbauern einfach zu besseren Resultaten geführt hat.“

Milde Winter, heiße Sommer

Für den Botaniker ist aber klar, dass neben vielen anderen Faktoren auch das Klima sehr starken Einfluss auf den Geschmack und die Qualität der Trauben hat. Mehrere Modellberechnungen und der Vergleich mit den Klimadaten zeigten, dass bestimmte Bedingungen besonders oft mit gut bewerteten Weinjahrgängen in Verbindung standen.

Die Analyse des Forschungsteams ergab, dass milde und nasse Winter, ein früher, warmer Frühling, trockene, heiße Sommer und ein kalter, trockener Herbst meist zu guten Bewertungen führten. „Warum das so ist, war nicht Teil unserer Untersuchung, wir gehen aber davon aus, dass vor allem die nassen und milden Winter dafür sorgen, dass die Reben früh in die Wachstumsphase kommen, schnell mit Energie versorgt werden und so bessere Erträge produzieren“, so Wood.

Erderwärmung vorteilhaft?

In Anbetracht der fortschreitenden Klimaerwärmung sei es wahrscheinlich, dass die Weinqualität in Bordeaux auch in den kommenden Jahren steigt. Außerdem geht Wood davon aus, dass es künftig auch in anderen Regionen vermehrt zu den für den Wein günstigen klimatischen Bedingungen kommt. „Unsere Studienergebnisse deuten jedenfalls darauf hin, dass sich die Klimaerwärmung positiv auf die Weinqualität auswirken kann.“

Dabei gibt es aber auch einige Haken. „Die Zahl der Extremereignisse steigt, und der Hagel und Starkregen schadet den Trauben immer öfter“, so Wood. Auch der häufiger werdende Spätfrost im Frühling sei ein großes Problem für die Pflanzen.

Ein weiterer wichtiger Faktor, den es in Anbetracht der Erderwärmung zu beachten gilt: „Der Wein kann nur so lange von den steigenden Temperaturen profitieren, solange es noch genug Wasser für die Reben gibt.“ Ab einem gewissen Punkt bedeute die Erderwärmung demnach auch das Ende vieler Weinbaugebiete.

Weinbau wandert nordwärts

Wood hält es für wahrscheinlich, dass der Anbau der Weinreben mit der Zeit immer weiter in den Norden rückt. Neue Weinbauregionen könnten entstehen, alte hingegen wegfallen. Ob die Klimaerwärmung der Weinqualität unter Berücksichtigung aller relevanten Faktoren daher insgesamt eher nützt oder schadet, werde sich erst zeigen.

Die Resultate aus Bordeaux sind laut Wood jedenfalls als Basis für weitere Untersuchungen auf dem Gebiet gedacht und verdeutlichen einmal mehr, wie wichtig Klimaschutz für die Landwirtschaft ist. Die Erkenntnisse könnten auch dabei helfen, manche Prozesse im Weinbau stärker an die klimatischen Bedingungen und künftige Herausforderungen anzupassen.