Tränendes Auge
motortion – stock.adobe.com
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Medizin

Früherkennung durch Augenflüssigkeit

Ein Forschungsteam der Universität Stanford hat einen neuen Ansatz zur Früherkennung von Krankheiten vorgestellt. Bei der Methode wird Flüssigkeit aus dem Auge analysiert. Nicht nur Augenkrankheiten sollen dadurch frühzeitig erkannt werden, sondern etwa auch eine mögliche Parkinson-Erkrankung.

„Flüssigbiopsie“ heißt die Methode, die das Team um den Mediziner Vinit B. Mahajan verwendete. Was sich hinter dem komplizierten Wort verbirgt, ist im Wesentlichen eine recht einfache Idee: Man entnimmt Flüssigkeit aus einem Organ, in diesem Fall aus dem Auge, und analysiert dann dessen Bestandteile. Wie sich herausstellt, steckt speziell in den Proteinen des sogenannten (zwischen Hornhaut und Iris gelegenen) Kammerwassers eine ganze Menge an Information.

Fast 6.000 Proteine fanden die Forscher und Forscherinnen aus den USA und Dänemark dort. Und deren Zustand gibt offenbar Auskunft darüber, ob sich etwa Augenkrankheiten anbahnen, wie zum Beispiel die diabetische Retinopathie, eine Erkrankung der Netzhaut. ´

Organalterung bekämpfen

Hilfe bei der Auswertung hat sich das Team von künstlicher Intelligenz (KI) geholt. Es ist nicht das erste Mal, dass maschinelles Lernen in der Augenheilkunde verwendet wird. Erst im September hatte ein Team vom University College London nachgewiesen, dass KI Krankheiten im Augenhintergrund erkennen kann.

Die Früherkennung von Augenkrankheiten in der Gewebsflüssigkeit des Organs ist nur ein Teil der aktuellen Studie im Fachjournal „Cell“. Denn die Proteine zeigen auch ganz allgemein, welches biologische Alter das Auge hat – das kann in Extremfällen bis zu 30 Jahre über dem offiziellen Alter der Person liegen, wie die Experimente zeigen.

„Unsere Ergebnisse demonstrieren, dass Organe unterschiedlich schnell altern“, so Studienautor Julian Wolf. Hier böte sich der Einsatz von Anti-Aging-Medikamenten an, um Defizite wieder auszugleichen, sagt der Augenarzt von der Universität Stanford.

Früherkennung von Parkinson

Das dritte und vielleicht spektakulärste Ergebnis der Studie: Mahajn, Wolf und ihr Team konnten anhand der Proteine auch eine mögliche Parkinson-Erkrankung (früh-)erkennen. Normalerweise stehen solche Proteine nur post mortem zur Verfügung – mithin ein Grund, warum Parkinson schwer zu diagnostizieren ist. Mahajan geht davon aus, dass sich mit diesem Ansatz wichtige Zeit gewinnen ließe, um bereits vor Ausbruch der Krankheit Therapien zu starten.

Damit ist der Forschungsansatz noch nicht ausgereizt, wie die Autoren schreiben, im Prinzip könnte man ähnliche Informationen auch aus ganz anderen Körpersäften und Organen herausholen, also etwa aus dem Urin, aus den Gelenken und nicht zuletzt auch aus der Rückenmarksflüssigkeit.