Winterlandschaft mit Wald und Auto
APA/dpa/Rene Traut
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Wald

Heimische Schädlinge von Kälte unbeeindruckt

Durch die Klimaerwärmung breiten sich immer mehr Pflanzenschädlinge und Krankheitserreger in den österreichischen Wäldern aus. Kälte und Frost können vor allem für eingeschleppte Arten zum Problem werden. Heimische Schaderreger wie Borkenkäfer und Eichenprozessionsspinner kommen auch mit der aktuellen Kältephase recht gut zurecht.

In den vergangenen Tagen sind die Temperaturen in Österreich deutlich in den Keller gesunken. Mancherorts kam es sogar zu den kältesten Dezembernächten der letzten zehn Jahre. Fraglich ist dabei, wie gut die Schädlingspopulationen in den Wäldern mit dem plötzlichen Frost zurechtkommen. „Wie sich die aktuelle Wetterlage genau auswirken wird, ist aktuell noch sehr schwer abzuschätzen“, erklärt die Forstpathologin Katharina Schwanda vom Bundeforschungszentrum für Wald (BFW) gegenüber science.ORF.at. Klar sei aber, dass nicht alle Schaderreger mit den aktuellen Temperaturen gleich gut zurechtkommen.

Invasive Arten frieren

Vor allem für sehr frostempfindliche Schädlingsarten und Krankheitserreger könnte die Kältephase ernste Folgen haben. „Die Temperaturen können natürlich einen Effekt haben und dazu führen, dass ein paar eingeschleppte invasive Arten im nächsten Jahr etwas zurückgedrängt werden“, erklärt Schwanda, die aber auch klarstellt: „Vermutlich werden diese Arten aber nicht gleich komplett aus unseren Wäldern verschwinden.“

Es sei demnach wahrscheinlich, dass zwar einige eingeschleppte Schaderreger aufgrund der aktuellen Kältephase erfrieren – ein paar Überlebende werde es aber trotzdem geben, die sich dann im nächsten Frühjahr erneut vermehren. Potenziell davon betroffen sind unter anderem die mikroskopisch kleinen Pilze der Gattung Phytophthora, die in den österreichischen Wäldern vor allem Erlen und Buchen befallen und sich im Winter in die Wurzelregionen der Bäume zurückziehen.

Heimische Schaderreger sind angepasst

Ganz anders sieht die Lage hingegen bei den in Österreich heimischen Baumschädlingen und Krankheitserregern aus. Die besonders verbreiteten Borkenkäfer oder Eichenprozessionsspinner kommen laut Schwanda auch mit den Minusgraden recht gut zurecht. „Unsere heimischen Schaderreger, Insekten und Pilze sind an diese Temperaturen natürlich schon angepasst.“

Längere extreme Kältephasen könnten auch für die heimischen Schädlinge zur Gefahr werden, weil dann auch jene Bodenschichten gefrieren, in denen die Insekten und Pilze überwintern. Davon sei man derzeit jedoch noch weit entfernt. „Die Borkenkäfer werden sicher nicht weniger werden, nur weil jetzt ein bisschen mehr Schnee liegt oder ein paar kältere Temperaturtage herrschen“, so Schwanda.

Schädlinge und Pathogene breiten sich aus

Eine Reduktion der Schaderregerpopulationen wird dabei in manchen österreichischen Wäldern immer wichtiger. Abseits der aktuellen Kältephase sorgen die Folgen der Klimaerwärmung meist dafür, dass sich Borkenkäfer und Co. stark vermehren. „Die Bäume sind durch die schwankenden Temperaturen, die Hitze und auch die Trockenheit bereits sehr gestresst, was sie immer anfälliger für Schaderreger macht“, erklärt Schwanda.

Im Fall der besonders verbreiteten Borkenkäfer ist das mancherorts bereits ein Problem. „Dort, wo es früher vielleicht eine Generation Borkenkäfer pro Jahr gab, überleben jetzt schon zwei oder auch oft drei Generationen im gleichen Jahr.“ Ihre enorme Menge erleichtere die Massenvermehrung der Schädlinge sehr – das oft bereits zu warme Frühjahr bietet ihnen zudem ideale Bedingungen für die Ausbreitung.

Die Folgen der Klimaerwärmung führen außerdem immer öfter dazu, dass sich eingeschleppte Arten in den heimischen Wäldern ansiedeln. Manche Wälder kommen mit den neuen Herausforderungen nicht zurecht, was im Ernstfall zum Absterben ganzer Waldstücke führen kann. „Wir sollten uns daher genau überlegen, wie der klimafitte Wald der Zukunft aussehen soll“, so die Forstpathologin.

Biodiversität besonders wichtig

Besonders wichtig sei dabei die Artenvielfalt im Wald. „Ein klimafitter Wald muss eine gewisse Resilienz haben, muss eine gewisse Baumartenmischung haben. Also man kann halt nicht, wie man es gewohnt war vor 60 bis 70 Jahren, überall die Fichte setzen“, erklärt Schwanda. Monokulturen seien nicht nur generell schlecht für das Ökosystem Wald, sie seien auch einfache Ziele für Schaderreger.

Gesunde Mischwälder mit vielen unterschiedlichen Baum- und auch Tierarten erschweren die Ausbreitung der Schädlinge hingegen enorm. Gleichzeitig seien sie auch der beste Schutz für die Wälder, wenn es um extreme Wetterereignisse und andere in Zukunft wahrscheinlich häufiger auftretende Folgen der Klimaerwärmung geht.