Huhn auf einem Geflügelbauerhof in Bayern
APA/dpa/Daniel Karmann
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Hühner

Menschen erkennen zufriedenes Gackern

Wenn Hühner Futter erhalten, gackern sie anders als etwa bei Bedrohung. Eine aktuelle Studie zeigt, dass ein Großteil der Menschen die „Hühnersprache“ versteht – also erkennt, welche Gefühle hinter eine Lautäußerung stecken. Das ließe sich für bessere Haltungsbedingungen nutzen.

Sie brüllen, pfeifen, bellen und zwitschern – auch wenn sie vielleicht über keine Sprache im engeren Sinn verfügen, verwenden viele Tiere Laute, um mit ihren Artgenossen zu kommunizieren, unter anderem Affen, Delfine, Hunde und Vögel. Viele Lautäußerungen haben eine stark emotionale Färbung und signalisieren beispielsweise Angst und Aufregung bei Bedrohung sowie Freude über Futter und Belohnungen.

Wie die Forscher und Forscherinnen um Nicky McGrath von der australischen University of Queensland in ihrer soeben im Fachmagazin „Royal Society Open Science“ erschienenen Studie schreiben, ähneln einander manche Laute verschiedener Tierarten je nach Bedeutung in ihrem Klang: Bei Hunden, Hirschen und Schimpansen kommen etwa bei Aggressionen eher tiefere Frequenzen zum Einsatz, bei Angst hingegen hohe.

Artenübergreifendes Verständnis

Durch solche Ähnlichkeiten können auch Individuen anderer Arten – inklusive des Menschen – erkennen, welche Gefühle hinter den tierischen Lauten stecken, zumindest gilt das für näher miteinander verwandte Arten, z. B. für Säugetiere. Bei negativen Emotionen wie Stress, Angst und Aggressionen funktioniere das sogar für weiter entfernte Verwandte, heißt es in der Studie: So erkennen Menschen etwa am Quaken von Fröschen, ob diese gestresst sind.

Es gebe allerdings bisher keinen eindeutigen Beleg, dass Menschen auch positive Lautäußerungen von taxonomisch weit entfernten Tieren treffsicher erkennen können, z. B. als Reaktion auf eine Belohnung. Zudem sei nicht klar, welche Rolle die Nähe zur jeweiligen Tierart dabei spielt. Denn Menschen, die viel mit bestimmten Haustieren zu tun haben, erkennen womöglich allein durch ihre Erfahrung besser, was gemeint sein könnte.

Zufriedenes Gackern

Das Team um McGrath hat nun untersucht, wie gut Menschen positive akustische Gefühlsausdrücke einer ihnen besonders nahestehenden Tierart lesen können: nämlich die des Haushuhns – immerhin das häufigste Nutztier weltweit. Die Tiere verwenden bis zu 25 verschiedene Laute. Würde man diese immer korrekt zuordnen, ließe sich auch die Haltungsbedingungen verbessern, heißt es in der Studie.

Für die Experimente wurden 16 verschiedene Aufzeichnungen von gackernden Hühnern verwendet. Die Hälfte der Lautäußerungen war im Angesicht einer Belohnung in Form von Futter getätigt worden, die andere unter neutralen Bedingungen.

Korrekt interpretiert

Knapp zweihundert Personen nahmen am Test teil. Nachdem sie einen Fragebogen ausgefüllt hatten, mussten sie die verschiedenen Gackervarianten auf zwei Skalen bewerten, hinsichtlich ihrer Emotionalität und dem Grad der Erregung. Außerdem mussten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen angeben, wie viele persönliche Erfahrungen sie mit Hühnern beziehungsweise Haustieren im Allgemeinen haben und ob es einen regelmäßig Kontakt mit ihnen gibt.

Knapp 70 Prozent aller Lautäußerungen wurden korrekt dem Kontext ihrer Entstehung zugeordnet, bei Gackern im Zusammenhang mit Belohnungen gelang es noch häufiger. Ältere Personen taten sich allerdings etwas schwerer, womöglich weil sie nicht mehr so gut hören. Erfahrungen mit Hühnern scheinen hingegen keine Rolle zu spielen.

Die Studie bestätige, dass Menschen nicht nur die emotionale „Sprache“ von Säugetieren verstehen, sondern auch von nur entfernt verwandten Tieren, schreibt das Team abschließend. Offenbar gibt es bestimmte klangliche Ähnlichkeiten, die für ganz unterschiedliche Arten verständlich sind. Das habe auch Implikationen für das Tierwohl. In der Hühnerhaltung müsste man einfach genauer hinhören, um zu erkennen, ob es den Nutztieren gut geht.