Zwei Bonobos im Gebüsch
AFP/MARTIN SURBECK
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Sozialleben

Schon erste Primaten lebten als Paare

Viele Primaten haben vermutlich bereits vor fast 70 Millionen Jahren in Paaren gelebt. Das zeigt eine neue Studie der Universität Zürich. Die Sozialstruktur dieser ersten Primaten war den heutigen Menschen damit ähnlicher als bisher angenommen.

„Es wurde oft behauptet, dass die Vorfahren der Primaten Einzelgänger waren und dass sich andere Formen der sozialen Organisation erst später entwickelten“, schrieben die Forscherinnen und Forscher in der Studie im Fachjournal „PNAS“.

Frühere Studien versuchten deshalb zu erklären, wie und wann in der Evolution der Primaten das Paarleben entstanden ist. Jüngste Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass viele der nachtaktiven und daher schwer zu untersuchenden Primatenarten, von denen man bisher annahm, dass sie Einzelgänger sind, in Wirklichkeit in Paaren leben. Dazu gehören etwa Lemuren und andere Feuchtnasenprimaten.

Was bedeutet das aber für die Vorfahren aller Primaten? Dieser Frage gingen die Forschenden der Universitäten Zürich und Straßburg in der Studie nach. Sie sammelten Informationen zur Zusammensetzung wilder Primatengruppen. Daraus entstand eine Datenbank von fast 500 Populationen aus über 200 Primatenarten.

Verschiedene Modelle des Zusammenlebens

Mit einer komplexen statistischen Analyse errechneten die Forscherinnen und Forscher aus Variablen dieses Datensatzes wie der Körpergröße, der Ernährung und dem Lebensraum, die Wahrscheinlichkeit einzelner sozialer Organisationsformen. Um die soziale Organisationsform der Vorfahren des Menschen vor fast 70 Millionen Jahren zu rekonstruieren, stützten sich die Wissenschafterinnen und Wissenschafter auf Fossilfunde. Diese zeigten, dass die ersten Primaten kleiner als viele der heute lebenden Arten waren und in Bäumen lebten.

Das Ergebnis der statistischen Analyse: Die ersten Primaten lebten höchstwahrscheinlich in unterschiedlichen sozialen Organisationsformen. Die meisten in Paaren, nur zehn bis 20 Prozent der Individuen waren Einzelgänger, wie es in der Studie heißt. „Auch wir leben oft – aber längst nicht immer – als Paare, sind zugleich eingebettet in Großfamilien und größere Gruppen und Gesellschaften“, so Studienautor Adrian Jäggi von der Universität Zürich.