Getränkedosen mit Limonaden
©OlegDoroshin – stock.adobe.com
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Energydrinks

Schon seltener Konsum stört Schlaf

Bei Stress oder zur Leistungssteigerung greifen vor allem junge Menschen oft zu Energydrinks. Eine norwegische Studie mit mehr als 50.000 Studierenden zeigt nun, wie sehr der regelmäßige Konsum den Schlaf beeinträchtigt: Sogar wenn man nur ein- bis dreimal im Monat ein aufputschendes Getränk trinkt, schläft man weniger, kürzer und unruhiger.

Etwa 150 Milligramm Koffein enthält ein Energydrink im Schnitt pro Liter, bei manchen gängigen Produkten sind es deutlich mehr. Hinzu kommen Zucker, Vitamine, Mineralstoffe und andere Zusatzstoffe. Vermarktet werden sie als schneller Muntermacher und zur Leistungssteigerung. Besonders bei jungen Menschen fällt diese Botschaft von der schnellen Energie aus der Dose auf fruchtbaren Boden.

Die süßen Getränke können allerdings der Gesundheit schaden, vor allem wenn man sie regelmäßig und große Mengen davon konsumiert. Wie sehr auch der Schlaf darunter leidet, zeigt eine umfassende soeben im Fachmagazin „British Medical Journal“ erschienene Arbeit aus Norwegen.

Höherer Konsum bei Männern

Verwendet wurden Daten aus der Kohortenstudie „Students’ Health and Well-being Study“ (SHoT study), sie stammten von insgesamt 53.266 18- bis 35-jährigen Studierenden. Sie mussten angeben, wie häufig sie Energydrinks konsumieren: täglich, (mehrmals) wöchentlich, monatlich (ein bis drei Mal) oder niemals/sehr selten. Gleichzeitig wurden sie zu ihrem Schlafverhalten und -rhythmus befragt: Wann sie schlafen gehen und aufstehen, wie lange sie zum Einschlafen brauchen, ob sie häufig aufwachen und auf wie viel Schlaf sie insgesamt kommen.

Beim Konsum von Energydrinks gab es laut dem Team um Siri Kaldenbach von der Universität Oslo große Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Bei den Frauen war es etwa die Hälfte, die niemals bis sehr selten einen Energydrink konsumierten, bei Männern 40 Prozent. Bei den Frauen tranken nur drei Prozent täglich ein einschlägiges Getränk, 5,5 Prozent mehrmals die Woche, bei den Männer fünf bzw. acht Prozent.

Schlaflosigkeit häufig

Im Schnitt schliefen jene, die täglich mindestens einen Energydrink konsumierten, eine halbe Stunde weniger als jene, die selten bis nie einen tranken, oft waren es weniger als sechs Stunden pro Nacht. Mit steigender Menge häuften sich die Auswirkungen auf das Schlafmuster: Die Studierenden wachten in der Nacht häufiger auf, brauchten länger zum Einschlafen und schliefen insgesamt weniger.

Auch Schlaflosigkeit – also erhebliche Schlafprobleme in mindestens drei Nächten pro Woche oder erhebliche Tagesmüdigkeit an drei Tagen für insgesamt drei Monate – war bei regelmäßigen Konsum weiter verbreitet: Die Hälfte der Frauen, die täglich Energydrinks konsumieren, litten darunter; bei den seltenen Konsumentinnen war es nur ein Drittel. Bei den Männern waren 37 Prozent der regelmäßigen Konsumenten betroffen, aber nur 22 der seltenen.

Kleine Mengen reichen

Bei beiden Geschlechtern ist die Dosis entscheidend: Mit jedem zusätzlichen Energydrink nehmen auch die Schlafprobleme zu. Und schon kleinste Mengen konnten anscheinend das Schlafmuster stören. D. h., selbst jene, die nur ein bis drei Mal im Monat zu dem Muntermacher griffen, schliefen nicht so gut wie völlig „abstinente“ Studierende.

Wie Erstautorin Kaldenbach gegenüber science.ORF.at erklärt, könnte das am hohen Koffeingehalt der Getränke liegen. Laut einer Einschätzung der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) könne bereits eine einzelne Dosis von 100 Milligramm (ungefähr 1,4 mg/kg) die Schlafdauer beeinflussen.

Wie Kaldenbach und ihr Team betonen, handelt es sich bei der Auswertung um eine reine Korrelation und nicht zwingend um einen ursächlichen Zusammenhang. Es könnte auch umgekehrt sein, nämlich dass Studierende, die schlecht schlafen, häufiger zu Energydrinks greifen. Aber auch dann ist der Konsum vermutlich erst recht nicht schlafförderlich.