Covid-19-Impfung in Khartum, Sudan
EBRAHIM HAMID/AFP
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Medizin

Malaria: Zweiter Impfstoff vor Zulassung

Fast jede Minute stirbt ein Kind unter fünf Jahren an Malaria. 450.000 waren es allein in Afrika, gibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für das Jahr 2021 an. Seit drei Jahren wird ein Impfstoff gegen Malaria eingesetzt. Nun gibt es einen zweiten. Er verspricht mehr Vorteile. Nur: Impfungen allein sind zu wenig im Kampf gegen Malaria.

Der Impfstoff R21/Matrix-M wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits im Oktober des Vorjahres empfohlen. Die Zulassung fehlt noch. Klinische Tests zu Wirksamkeit und Verträglichkeit zeigen aber ein vielversprechendes Ergebnis. 4.800 Kinder in fünf ausgewählten Regionen in Ost- und in Westafrika wurden dreimal im Abstand von je einem Monat geimpft, das vierte Mal nach einem Jahr.

Der Impfschutz betrug zwischen 68 und 75 Prozent. Dabei spielte auch das Alter eine Rolle: Am besten geschützt waren Säuglinge und Kleinkinder (fünf bis 17 Monate), danach Kinder zwischen eineinhalb und drei Jahren. Die Studie dazu wurde nun in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht.

Höherer Anteil an Erregern für besseren Schutz

R21 ist wie sein Vorgänger, RTS,S (Mosquirix) ein Totimpfstoff. Beide Impfstoffe bestehen aus den gleichen Proteinen, einem Protein des Hepatitis-B-Virus und einem Oberflächenprotein des Malaria-Erregers. Der neue Impfstoff ist eine minimal veränderte Kopie des ersten, hat aber einen höheren Anteil von diesem Malaria-Erreger. Damit wird verhindert, dass sich die Erreger in der Leber einnisten, teilen und als Parasiten in die Blutbahn zurückkehren. Bei einer Malaria-Infektion gelangt der Erreger über einen Mückenstich in die Blutbahn und von dort in die Leber. In den Leberzellen vermehrt er sich. Parasiten kehren in die Blutbahn zurück und befallen rote Blutzellen.

Die Impfung schützt vor einem schweren Krankheitsverlauf. Genauso wichtig sei es zu verhindern, dass Menschen von Moskitos gestochen werden, sagte die Sprecherin von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, Jasmin Behrends, im Gespräch mit science.ORF.at. Medikamente sowie mechanischer und chemischer Schutz bleiben unverzichtbar. Als Beispiel nennt Behrends Wohnhäuser und -räume, die mit chemischen Substanzen besprüht werden. Sie verhindern, dass die Insekten Eier legen und weitere Moskitos schlüpfen. An die Menschen werden auch speziell imprägnierte Bekleidung und Moskitonetze verteilt, die Insekten abhalten oder abtöten.

Großes Interesse an neuem Impfstoff

Der zweite Impfstoff soll neben besserem Schutz vor allem auch weniger kosten und man könnte große Mengen davon herstellen. Beides – „günstiger und viel davon“ – käme auch dem Wunsch von mehr als der Hälfte der afrikanischen Länder entgegen. Nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) haben 28 der 54 Staaten an landesweiten Impfkampagnen Interesse angemeldet.

Für solche Impfkampagnen müssen sehr große Mengen an Impfstoff hergestellt werden. An welche Länder er geliefert wird, entscheidet die internationale Impfallianz (Gavi). Sie finanziert Impfprogramme und organisiert die Lieferung von Impfstoffen. Die Organisation entscheidet, in welchen Ländern das Risiko für Kinder am größten ist, an Malaria schwer zu erkranken oder zu sterben.

Kamerun konnte als weltweit erstes Land im Jänner eine landesweite Impfkampagne starten. Weitere Länder sollen folgen: Burkina Faso, Liberia, Niger und Sierra Leone. Dringend benötigt werden Impfstoffe auch in den Ländern südlich der Sahara: Die meisten Infektionen werden in Nigeria, in der Demokratischen Republik Kongo, in Äthiopien und Tansania verzeichnet.

Krisen und Kriege behindern Gesundheitsvorsorge

Große Mengen an Impfstoff zu verteilen, bringt Hilfsorganisationen oft an ihre Grenzen. Die Logistik dafür muss erst aufgebaut werden. Infrastrukturen – Straßen, Gesundheitszentren – sind kaum vorhanden oder in schlechtem Zustand. Ausgerechnet jene Gebiete sind oft schwierig oder kaum zu erreichen, in denen Malaria am stärksten vorkommt.

Krisen und kriegerische Auseinandersetzungen erschweren zusätzlich die Bedingungen – etwa in Nigeria, Burkina Faso, Mali oder der Demokratischen Republik Kongo. „Erzielte Erfolge im Gesundheitsbereich werden in Krisengebieten oft wieder zunichte gemacht. Infrastrukturen wie Krankenhäuser und Labore wurden zerstört. Menschen trauen sich aus Angst vor Gewalt nicht mehr auf die Straße. Sie nutzen daher die medizinischen Angebote nicht“, so Jasmin Behrends.