Plakat Frauentag 1928, Ausstellung Haus der Geschichte Österreich (hdgö)
Lorenz Paulus/hdgö
Lorenz Paulus/hdgö
Österreich

Über 100 Jahre feministische Kämpfe

Weltweit gehen Frauen am 8. März für ihre Rechte auf die Straße. In Österreich wird der Frauentag zwar erst seit den 1970er Jahren gefeiert, schon davor wurden aber wichtige feministische Kämpfe ausgefochten, wie das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) zeigt.

Schon im Revolutionsjahr 1848 kämpften Frauen auf den Barrikaden – für die Demokratie und für sich selbst. Der erste politische Frauenverein stammt aus dieser Zeit, gefordert wird nicht weniger als die Gleichberechtigung von Mann und Frau und damit auch der gleiche Zugang zu Bildung für Mädchen und Frauen. Der Verein hatte allerdings wenig Erfolg: Schon nach einigen Monaten wurde er verboten und die Anführerin, Karoline von Perin-Gradenstein, entmündigt und ihre Kinder aus ihrer Obhut genommen.

Arbeiterinnen und Bürgerinnen

Im Laufe des 19. Jahrhunderts kämpften immer mehr Frauen für Gleichberechtigung, und zwar aus den unterschiedlichsten Richtungen: In der Arbeiterbewegung verlangten Frauen wie die Journalistin und spätere Politikerin Adelheid Popp gleichen Lohn, während bürgerliche und adelige Frauen wie Auguste Fickert, Präsidentin des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins, mehr am öffentlichen Leben teilhaben wollten und den gleichen Zugang zu Bildung und Politik forderten.

Plakat Frauentag 1928, Ausstellung Haus der Geschichte Österreich (hdgö)
Lorenz Paulus/hdgö
Plakat der sozialistischen Frauenbewegung zum Frauentag 1928 in der hdgö-Hauptausstellung „Neue Zeiten: Österreich seit 1918“

Am 12. November 1918, dem Tag der Gründung der Ersten Republik, wurde auch das Frauenwahlrecht beschlossen und im März 1919 zogen acht Frauen ins Parlament ein – ein Frauenanteil von damals fünf Prozent. Schon damals gab es einen Frauentag, und zwar in der letzten Märzwoche. Auf einem Plakat im Haus der Geschichte Österreich (hdgö) stehen die damals wichtigsten Forderungen: Frieden, die Gleichstellung der Frau im Familienrecht, die Reform des Eherechts und das Recht auf Abtreibung.

Aufbruch in den 1970er Jahren

Erst in den 1970er Jahren wurden diese Forderungen dann auch umgesetzt. Frauen dürfen heute ohne die Zustimmung ihres Mannes arbeiten gehen. Seit 1975 dürfen Frauen in Österreich bis zum dritten Monat abtreiben. Ein Erfolg also?

Veranstaltungshinweis

Geschichte und Gegenwart beim Kampf um Frauenrechte ist am 8. März Thema im Haus der Geschichte Österreich (hdgö).

Kuratorinnenführung: „Den Frauen ihr Recht! Feministische Kämpfe seit 1918“ (Anmeldung erforderlich)

„Was Erfolg ist, lässt sich ganz schwierig definieren, weil der Kampf beständig weitergeht“, sagt Kuratorin Marianna Nenning vom Haus der Geschichte Österreich. Einmal erreichte Rechte könnten nicht als fix und unmittelbar angesehen werden, sondern müssen immer wieder auch neu verteidigt werden.

In den USA oder Polen hat sich die Möglichkeit für Abtreibungen zuletzt stark verschlechtert. Und auch in Österreich zeigt sich: Was theoretisch erlaubt ist, kann in der Praxis verunmöglicht werden, so gab es im vergangenen Jahr Diskussionen darüber, wo es in Vorarlberg überhaupt noch möglich sei abzutreiben, da der einzige Abtreibungsarzt in Pension gegangen war. Mittlerweile bietet die Klinik Bregenz hier eine Möglichkeit.

Und auch in anderen Bereichen zieht sich Ungleichheit bis heute durch das Leben von Frauen. Ein Bericht des Momentum-Instituts vom Februar 2024 kommt zu dem Ergebnis, dass Frauen auch heute noch rund eine Stunde täglich mehr Haushalts- und Betreuungsarbeit leisten als Männer.

2024 bereits sieben Femizide

Gewalt gegen Frauen ist ebenfalls ein Thema, gegen das auch an diesem 8. März viele Frauen auf die Straße gehen werden. In Österreich wurden in diesem Jahr bereits sieben Frauen ermordet, wie der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) auf seiner Website auf der Basis von Medienberichten auflistet. Seit 2018 listet der Österreichische Frauenring 144 Femizide auf. Opferschutzverbände fordern Verbesserungen bei der Gewaltprävention, der Durchsetzung von Betretungs- und Annäherungsverboten und dem Schutz von Frauen. Forderungen, die es seit Beginn der Frauenbewegung gibt und die es wohl noch viele weitere Jahre geben wird.