Lehrerin verbessert Aufgaben
APA/HARALD SCHNEIDER
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Volksschule

Buben in Mathe überschätzt, Mädchen in Sprachen

Lehrerinnen und Lehrer beurteilen die Fähigkeiten von Mädchen in Sprachen und von Buben in Mathematik offenbar tendenziell besser, als es die tatsächlichen Leistungen nahelegen. Laut einer neuen Studie hängen Verzerrungen bei Beurteilungen von Volksschulkindern systematisch mit dem Geschlecht zusammen.

„Im Bereich Sprache werden die Fähigkeiten der Mädchen eher überschätzt und die der Jungen unterschätzt, in der Mathematik ist es genau umgekehrt“, sagte Melanie Olczyk vom Institut für Soziologie der Martin-Luther-Universität Halle in einer Mitteilung der Universität. Die verzerrten Urteile der Lehrkräfte wirkten sich auch langfristig auf die Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Buben aus.

Für die im Journal „Social Science Research“ veröffentlichte Studie wertete die internationale Forschungsgruppe drei Längsschnittstudien aus Deutschland, England und den USA aus. Darin wurden insgesamt rund 17.000 Schülerinnen und Schüler über die Volksschulzeit hinweg begleitet, ihre Leistungen regelmäßig getestet sowie Eltern und Lehrende befragt.

Verzerrte Beurteilung

Dabei stellte das Team fest, dass die Beurteilung der Lehrkräfte nicht vollständig auf die gemessenen Leistungen der Kinder zurückgeführt werden kann – teilweise seien die Urteile verzerrt. Für die Autorinnen und Autoren der Studie hängen diese Verzerrungen mit dem Geschlecht der Schülerinnen und Schüler zusammen.

Die Forschungsgruppe beobachtete auch Unterschiede zwischen den untersuchten Ländern. So sei die Verzerrung im Bereich Mathematik in Deutschland am größten, im Bereich Sprache hingegen in England. In den USA fielen die Unterschiede jeweils wesentlich geringer aus.

Zudem habe sich gezeigt, dass sich der Vorsprung der Buben in Mathematik und der Vorsprung der Mädchen im sprachlichen Bereich über die Volksschulzeit hinweg vergrößerte, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die beobachteten Unterschiede zwischen Buben und Mädchen können der Studie zufolge zum Teil auf die verzerrten Lehrkrafturteile zurückgeführt werden.