Stieler, Joseph Karl: Beethoven mit der Missa solemnis Ölgemälde, 1819
Beethoven Haus Bonn, beethov@issay.com
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Beethoven-DNA

Nicht nur Gene bestimmen Musikalität

Musikalische Fähigkeiten werden nicht allein durch Gene bestimmt – das zeigt sich laut einer neuen Studie auch am Beispiel Ludwig van Beethovens. Seine Gene unterschieden sich bei bestimmten Aspekten der Musikalität nicht von anderen Bevölkerungsstichproben. Analysiert wurde Erbgut aus Haarsträhnen des Komponisten.

Ein Team unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main berechneten für die im Fachjournal „Current Biology“ veröffentlichte Studie einen Indikator für die genetische Veranlagung zur Taktsynchronisation – eine Fähigkeit, die eng mit Musikalität verbunden ist. Beethoven, einer der berühmtesten Musiker der Geschichte, hatte demnach im Vergleich zu Bevölkerungsstichproben einen unauffälligen genetischen Indikator für diesen Teil der Musikalität.

Die Forscher und Forscherinnen verwiesen zugleich auf die begrenzte Aussagekraft eines solchen „Polygenen Scores“. Zudem lasse ein Indikator für die Fähigkeit zur Taktsynchronisation auch nicht direkt auf Beethovens kompositorische Fähigkeiten, also seine musikalische Kreativität, schließen.

“Wertvolle Lektion“

„Es wäre natürlich falsch, aus Beethovens niedrigem ‚Polygenen Score‘ zu schließen, dass seine musikalischen Fähigkeiten nicht außergewöhnlich waren“, erklärte MPI-Studienmitautor Simon Fisher. Die große Diskrepanz zwischen dieser DNA-basierten Vorhersage und Beethovens musikalischem Genie sei „eine wertvolle Lektion“. Behaupte zum Beispiel jemand, mit einem Gentest könne zuverlässig bestimmt werden, ob ein Kind musikalisch oder auf einem anderen Gebiet besonders begabt sein wird, sei Skepsis angebracht.

Die Forschenden betonten, sie wollten mit ihrer Studie keineswegs den Einfluss der DNA auf die musikalische Begabung eines Menschen in Frage stellen. Frühere Studien hätten gezeigt, dass Musikalität im Schnitt zu 42 Prozent vererbt wird. Die Verwendung von DNA-Daten zur Vorhersage der Fähigkeiten oder des Verhaltens einzelner Menschen sei jedoch nach wie vor ungenau.