Intensive Landwirtschaft und zunehmend weniger Brachflächen setzen dem Bestand der Grauammer – Vogel des Jahres 2024 – zu. 95% dieser Vogelart sind in den vergangenen 25 Jahren verschwunden.
Anita Hombauer
Anita Hombauer
Artensterben

Grauammern verlieren Siedlungsgebiete

Die Grauammer – der diesjährige Vogel des Jahres – steht vor dem Aussterben, warnt BirdLife Österreich. Nur noch rund 500 Brutpaare gibt es in Ostösterreich. Einst Charaktervögel der Agrarlandschaften, benötigen Grauammern Brachflächen, die aber zunehmend verloren gehen.

Der Brutbestand der Grauammer (Emberiza calandra) hat im letzten Vierteljahrhundert um 95 Prozent abgenommen. Neun von zehn dieser Vögel sind in den vergangenen 25 Jahren verschwunden. Keine andere der überwachten Vogelarten in Österreich hat sich derartig stark reduziert. „Der aktuelle Brutbestand dürfte sich auf weniger als 500 Paare belaufen“, weiß Michael Dvorak, wissenschaftlicher Mitarbeiter von BirdLife Österreich.

Ehemals ein häufiger Vogel des Agrarlandes, ist die Grauammer heute nur mehr auf kleine Verbreitungsinseln im östlichen Weinviertel und im Marchfeld in Niederösterreich, sowie auf die Parndorfer Platte und die Region um den Neusiedler See im Burgenland beschränkt. Abseits dieser Gebiete ist sie weitgehend verschwunden.

Fehlende Brachflächen gefährden Agrarvögel

Verantwortlich dafür seien vor allem die intensive Landwirtschaft, fehlende Brachen und der massive Einsatz von Pestiziden. BirdLife Österreich kritisierte am Montag die Senkung der EU-Umweltstandards – die Grauammer benötigt ungenutzte Flächen.

Als in den späten 1990er-Jahren bis zu zehn Prozent der EU-Ackerflächen stillgelegt werden mussten, erreichten die Grauammer und andere Vögel des Agrarlandes noch sehr viel höhere Populationsdichten als heutzutage. „Wirksame Maßnahmen zur Wiederherstellung artenreicher Naturräume sind unumgänglich!“, so Dvorak.