Grauammer
APA/BIRDLIFE/MICHAEL DVORAK
APA/BIRDLIFE/MICHAEL DVORAK
Vogelarten

Grauammer ist Vogel des Jahres 2024

Die Grauammer ist Österreichs Vogel des Jahres 2024. Allerdings ist es um den Agrarlandvogel nicht gut bestellt: Wie BirdLife Österreich in einer Aussendung schreibt, sind neun von zehn der Tiere in den vergangenen 25 Jahren verschwunden. Ursachen sind die intensive Landwirtschaft, fehlende Brachen und Feldraine sowie der Einsatz von Pestiziden.

Die Grauammer ist die größte heimische Ammer, trägt jedoch von allen Arten die unauffälligste Färbung. Sie ist oberseits grau und braun gestrichelt, unterseits hellbeige gefärbt mit dunkleren Strichen. Markant ist ihr kräftiger gelbrosa Schnabel und eine großköpfige Gestalt. Die Geschlechter sind gleich gefärbt.

Der Gesang der Grauammer ist charakteristisch und besteht aus einer sich beschleunigenden Folge heller Töne. Sie ruft metallisch „tsritt“ oder auch kurz klickend „bitt“ oder „bt“ zu schnellen, elektrisierten Folgen aneinandergereiht. Einst nannte man die Grauammer in Wien volkstümlich lautmalerisch „Prassler“, neuzeitlich kennt man sie unter dem plakativen Namen „Schlüsselbundvogel“.

Drastischer Rückgang

Von 1998 bis 2022 brach der Bestandsindex der Ammer um 95 Prozent ein. Das ist laut BirdLife der stärkste Rückgang aller im Monitoring ausgewerteten Vogelarten. Der aktuelle Brutbestand dürfte sich auf weniger als 500 Reviere belaufen, so Michael Dvorak, wissenschaftlicher Mitarbeiter von BirdLife Österreich. „Möglicherweise liegt er sogar deutlich unter diesem Wert“, sagte Dvorak.

Als Brutvogel der pannonischen Klimaregion brütet die Grauammer in kleinen Verbreitungsinseln im östlichen Weinviertel (NÖ), im Marchfeld (NÖ), auf der Parndorfer Platte (Burgenland) und im Neusiedler See-Gebiet (Burgenland). Das österreichweit bedeutendste Brutgebiet ist der Hanság (Burgenland): 2022 wurden hier 50 Reviere kartiert. Abseits dieser Gebiete ist die Grauammer im gesamten Bundesgebiet bis auf einzelne, kleine Reliktvorkommen verschwunden.

Landwirtschaft als Ursache

Dieser massive Bestandseinbruch korreliert signifikant – sowohl in Österreich als auch in anderen Teilen Mitteleuropas – mit der Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung, die BirdLife zufolge in zahlreichen Studien als Hauptfaktor für die Abnahme von Agrarlandvogelarten identifiziert wurde. „Als ehemaliger Charaktervogel der offenen, extensiven Agrarlandschaft benötigt die Grauammer einen gewissen Anteil an ungenutzten Flächen. Solche Brach- oder Ruderalflächen sollten zumindest zehn Prozent der Fläche ausmachen, damit sich eine lebensfähige Grauammer-Population halten kann. Sind diese Brachen weg, ist auch die Grauammer weg!“, warnte Dvorak.