Rotfeuerfisch im griechischen Teil des Mittelmeers
Pierre mkrs via Wikimedia commons
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Mittelmeer

Indische Rotfeuerfische bedrohen Arten

Rotfeuerfische sind typische Bewohner des indischen Ozeans. Bedingt durch die Klimaerwärmung und damit steigende Meerestemperaturen sind sie nun immer häufiger auch im Mittelmeer anzutreffen. Dort stellen die Raubfische mittlerweile eine große Gefahr für die Artenvielfalt dar.

Das berichtet der österreichische Zoologe Alexander Kotrschal im Fachjournal „NeoBiota“. Denn Rotfeuerfische sind nicht wählerisch, was ihre Beute betrifft, und könnten die Vielfalt seltener und streng geschützter Arten im Mittelmeer dramatisch dezimieren.

Die Invasion des Rotfeuerfisches (Pterois miles) ins Mittelmeer begann vor etwa zehn Jahren, so Kotrschal, der an der Universität Wageningen in den Niederlanden forscht. Die Fische stammen aus dem warmen indopazifischen Ozean und drangen laut genetischen Studien über das Rote Meer und höchstwahrscheinlich den Suezkanal ins Mittelmeer vor. Dort sind sie im östlichen Teil mittlerweile permanent präsent und breiten sich in Gewässerbereichen aus, wo man glaubte, dass es ihnen eigentlich zu kalt wäre. Durch den klimawandelbedingten Temperaturanstieg kommen die Raubfische nun offensichtlich auch mit dem einst kühleren Mittelmeerklima zurecht.

Suezkanal als Verbindungsroute

Außerdem können Rotfeuerfischlarven mittlerweile den Suezkanal durchschwimmen, und nicht wie früher nur im „Ballastwasser“ von Schiffen mitreisen. Denn die „Sodaseen“, durch die der Suezkanal führt, konnten von Meerestieren nicht durchschwommen werden.

Zusätzlich behinderten Süßwasserspülungen durch jährliche Nilhochwasser das Vordringen von Meerestieren, so der Forscher: „Das Abzweigen fast allen Süßwassers zur Bewässerung eliminierte die Süßwasserspülung, und das Verbreitern sowie Vertiefen des Suezkanals versalzte die Sodaseen mit Wasser aus dem Roten Meer.“ Rotfeuerfische können nun also ungehindert vom Indopazifik in den Norden vordringen und die Population im Mittelmeer immer weiter anwachsen lassen.

Vertrauensselige Beutetiere

Das größte, fast gänzlich von Land umschlossene Meer beherbergt deine einzigartige Artenvielfalt. Im Mittelmeer leben mehr als 11.000 Tierarten, manche davon gibt es sonst nirgendwo auf der Welt, berichtet Kotrschal. Viele der dort heimischen Fische sind nicht an Rotfeuerfische gewöhnt und fliehen nicht vor ihnen. Dadurch sind sie eine leichte Beute für die Raubtiere ohne besondere Ernährungsvorlieben. „Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, wie ein so extravagantes und für uns enorm auffälliges Raubtier sich unbemerkt seiner Beute nähern kann“, sagt der Forscher.

Die Rotfeuerfischinvasion im Mittelmeer könnte man wohl am ehesten durch Entnahme der Eindringlinge stoppen, meint Kotrschal: „Dazu müsste man sie als Speisefische vermarkten. Rotfeuerfische sind wirklich einfach zu jagen und schmecken vorzüglich.“