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Podcast

Die Coronavirus-Krise in 20 Folgen

Mitte März hat das öffentliche Leben in Österreich eine Pause eingelegt. Der Beginn des „Shut-down“ war der Startschuss des Coronavirus-Podcasts. In über 20 Folgen wurde die Krise in unterschiedlichsten Aspekten beleuchtet.

Im März standen medizinische Fragen im Mittelpunkt der Podcast-Folgen, viele davon kamen von den Ö1-Hörerinnen und -Hörern, die sich am Podcast beteiligen konnten. Häufig gefragt wurde damals zum Thema Immunität, beispielsweise auch, ob man sich als junger und gesunder Mensch selbst infizieren sollte, um danach immun zu sein.

Die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der Medizin-Universität Wien sagte zu dieser Frage: „Ich rate jedem ab, denn wir kennen die Auswirkungen auf das Individuum nicht. Die Letalität bei den 20- bis 30-Jährigen liegt bei 0,2 Prozent. Zwei von tausend Menschen in dieser Altersgruppe versterben. Irgendwer sind diese zwei." Auch das Thema Herdenimmunität wurde besprochen aufgrund der Debatte in Großbritannien, wo die Regierung zu Beginn der Epidemie diese Strategie verfolgen wollte.

Online Nachhören:

Alle 20 Podcast-Folgen gibt es auf der Website von Ö1 zum Nachhören.

Ende März hob die Regierung die Bedrohung durch die Krankheit noch einmal stark hervor. Bundeskanzler Sebastian Kurz sprach damals auf Basis eines umstrittenen Expertenpapiers von der „Ruhe vor dem Sturm“ und dass möglicherweise jeder jemanden kennen werde, der an Covid-19 verstorben sei. Daraufhin wurden Zweifel und Kritik an dieser Strategie laut, auch im Corona-Podcast.

Bis heute fehlende Daten

Der Public-Health-Experte Martin Sprenger, kurz vor dem Podcast-Interview aus dem Krisengremium des Gesundheitsministeriums ausgeschieden, sagte: „Es ist klar, dass Kinder sich physisch distanzieren müssen von ihren Großeltern oder von Personen, die zur Risikogruppe gehören. Aber Kinder untereinander zu distanzieren, Kinder mit wirklichen Zwangsmaßnahmen voneinander getrennt zu halten, halte ich für eine Körperverletzung und eine Verletzung der Kinderrechte.“

Ö1 Sendungshinweis:

Eine Podcast-Bilanz ist heute auch zu hören: Wissen Aktuell, 13.55 Uhr.

Sprenger kritisierte auch, dass Österreich kaum Daten erhebt zum Verlauf dieser Epidemie. Diese Kritik verstärkte der ORF-Datenjournalist Jakob Weichenberger im Podcast eine Woche später: „Die Maßnahmen werden zwar verkündet. Aber es wird nicht transparent gemacht, auf welcher Grundlage sie getroffen wurden.“ Seit damals wurde die Online-Information des Gesundheitsministeriums verbessert, viele Fragen können aber nach wie vor nicht beantwortet werden, beispielweise wie viele Menschen in Österreich Betreuung in einem Krankenhaus und einer Intensivstation gebraucht haben.

Gesellschaft und Menschenrechte

Zusätzlich zu aktuellen medizinischen und gesundheitspolitischen Fragen wurden im Podcast auch immer wieder historische und gesellschaftliche Themen aufgegriffen, etwa die Pest und die teilweise überraschenden Parallelen mit der Covid-19-Pandemie; oder das Homeoffice und die Arbeitsverteilung zwischen Männern und Frauen. Außerdem wurden die psychologischen Folgen der Krise thematisiert.

Auch die Situation außerhalb von Europa war Thema, etwa im Interview mit dem Menschenrechtsexperten Michael Lysander Fremuth, der Covid-19 als „enorme Herausforderung für viele afrikanische Staaten“ bezeichnete: „In Südafrika wurden die Townships rigoros abgeriegelt, die Militärpolizei ist auf den Straßen, um die Menschen in ihren zu kleinen Behausungen zu halten. Südafrika hat einen sehr strikten Ansatz gewählt, weil man in Kenntnis der Schwächen des Gesundheitssystems eine Verbreitung des Coronavirus unbedingt vermeiden möchte.“

Rund 100 Tage sind seit dem Shutdown in Österreich vergangen – mit den 20 Folgen des Corona-Podcasts kann man diese Zeit noch einmal Revue passieren lassen.